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Stimmt es also doch? Stammt das Coronavirus aus dem Labor? Forscher macht Drosten und WHO Vorwürfe

Ist das Coronavirus natürlichen Ursprungs? Wurde es bei einem Unfall freigesetzt oder gar als Biowaffe geschaffen? Der Physiker Roland Wiesendanger kämpft seit einem Jahr für seine These eines Laborunfalls und erhob nun nochmals schwere Vorwürfe.

Seine Vorwürfe sind nicht neu: Vor gut einem Jahr, im Februar 2021, veröffentlichte der in Hamburg forschende Physiker Roland Wiesendanger eine Studie, in der er Medienbeiträge, wissenschaftliche Paper und Veröffentlichungen der WHO nach Hinweisen sichtete, die seine zentrale These unterstützen: Nämlich, dass das Coronavirus Sars-CoV-2 durch einen Laborunfall im chinesischen Wuhan in die Welt gelangt sei.


Gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung erneuerte Wiesendanger nun seine These - und erhebt gleichzeitig schwere Vorwürfe gegen die Medien und auch gegen Forscherkollegen wie den Virologen Christian Drosten: Die WHO und einige Experten hätten die These eines Laborunfalls bewusst "unter den Teppich gekehrt". Was wirft Wiesendanger seinen Kolleg*innen genau vor - und was ist dran an den Vorwürfen?


Wiesendangers These: Coronavirus stammt aus einem Labor in Wuhan


Roland Wiesendangers zentrale Behauptung ist, dass Sars-CoV-2 aus einer Laboreinrichtung in Wuhan stammt. Im Gegensatz dazu geht die Mehrheit der Forscher weltweit von einem natürlichen Ursprung des Virus aus. Demnach sei das neuartige Coronavirus zunächst in einem Wirtstier, vermutlich einer Fledermaus, entstanden und habe sich dann über einen anderen tierischen Zwischenwirt auch auf den Menschen übertragen.


Doch genau dieser Zwischenschritt konnte bisher nicht belegt werden - und das ist eine der zentralen Kritikpunkte Wiesendangers an der offiziellen Darstellung. Bei anderen Viren - beispielsweise dem Mers-Virus - konnte dieser Schritt hingegen nachvollzogen werden. Hinzu komme, so Wiesendanger, dass das Coronavirus sich schon Wochen vor dem offiziellen Bekanntwerden verbreitet haben könnte. Zudem gäbe es Hinweise auf Vertuschungsversuche Chinas - beispielsweise ein Verschwinden vorher einsehbarer Forschungsdaten aus dem Wuhan-Labor.


Tatsächlich war auch ein zehnköpfiges Experten-Team der WHO vor gut einem Jahr dieser Frage nachgegangen und hatte in seinem Bericht einen Laborunfall als "sehr unwahrscheinlich" bezeichnet. Jedoch hatten die Forscher kaum die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild der Lage vor Ort zu machen, da die chinesischen Behörden ihnen nicht zu allen Unterlagen und Orten Zugang gewährten. Obwohl es also weiterhin Indizien gibt, die für einen Laborunfall sprechen, hätte sich die WHO klar positioniert und einen natürlichen Ursprung des Virus postuliert. Oder, wie es Wiesendanger gegenüber der NZZ ausdrückt: Sie hätten "Fakten unter den Teppich gekehrt".


Biowaffe, Laborunfall oder natürlicher Ursprung?


Also: Stammt das Coronavirus nun aus einem Labor, oder stammt es aus der Natur? Relativ klar ist, dass das Coronavirus natürlich ist (beispielsweise hier nachzulesen). Das heißt, es wurde wohl nicht als Biowaffe entwickelt. "Wenn jemand auf diese Weise Sars-2 entwickelt hätte, dann würde ich sagen, der hat das ziemlich umständlich gemacht", erklärte Charité-Virologe Christian Drosten dazu.


Dennoch könnte das Virus natürlich im Zuge "normaler" Forschung an natürlichen Virenstämmen verändert und dann bei einem Unfall freigesetzt worden sein. Dies ist das Szenario, das Wiesendanger vermutet. Tatsächlich ist dieses Szenario bisher nicht ausgeschlossen - und es ist zweifelhaft, ob es jemals ausgeschlossen werden kann.


Fabian Leendertz, als Experte für Zoonosen Teil der zehnköpfigen WHO-Expertengruppe, die den Ursprung des Coronavirus in China untersuchen sollte, bestreitet die Existenz von Hinweisen nicht, die einen Laborunfall nahelegen. Jedoch gäbe es aus seiner Sicht deutlich mehr Hinweise darauf, dass sich das Coronavirus über natürliche Wege verbreitet habe. "Wir sollten zunächst dort suchen, wo es am wahrscheinlichsten ist - und nicht dort, wo es am unwahrscheinlichsten ist", sagte er im Rahmen eines Vortrags in Heidelberg.


Spielball der Geopolitik


Tatsächlich ist die Frage, ob das Coronavirus nun bei einem Unfall freigesetzt wurde oder auf natürliche Weise von Wildtieren auf den Menschen übertragen wurde, für die Behandlung des Virus oder das Ende der Pandemie vergleichsweise unerheblich. Die Brisanz der Frage entsteht vor allem aus der geopolitischen Lage.


Tatsächlich hat China bei der Auseinandersetzung mit dem Coronavirus auf eine Desinformationskampagne gesetzt - und beispielsweise behauptet, das Virus stamme eigentlich aus den USA. Auf der anderen Seite haben gerade die USA, vor allem unter Trump, vom "chinesischen Virus“ gesprochen und sogar eine gezielte Freisetzung des Virus in den Raum gestellt. Für beide Behauptungen wurden keine stichhaltigen Beweise gefunden. Doch im geopolitischen Kampf der Giganten aus Amerika und Asien spielen Fakten eben oft eine untergeordnete Rolle.


Quelle: www.infranken.de

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