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- Der Ukraine-Krieg im Lichte des Völkerrechts
Die Auslegung des Völkerrechts folgt immer politischen Machtinteressen – und nicht einem auf Freiheit gegründeten moralischen Gerechtigkeitsbegriff, so der Philosoph Rudolf Brandner in einem Gastbeitrag für Multipolar. Die Verletzung des Völkerrechts sei eine gängige Praxis der Machtpolitik, vor allem der Großmächte, so daß die realgeschichtliche Dynamik seine Normativität immer wieder aufhebe. Politisch gelte: „Herrschaft, nicht Wahrheit macht das Gesetz“ (Hobbes). Was folgt daraus für den Krieg in der Ukraine – und war die Sezession erst der Krim und nun des Donbass legitim? Der Westen verurteilt die russische Intervention in der Ukraine einhellig als Völkerrechtsbruch: Verletzt würden die beiden grundlegenden Prinzipien des in der UN-Charta festgeschriebenen Völkerrechts – Territoriale Integrität und Selbstbestimmungsrecht der Völker. Dies ist, so allgemein formuliert, auch korrekt: So wie der Einmarsch auf ukrainisches Staatsgebiet deren territoriale Integrität verletzt, so wird auch das Selbstbestimmungsrecht der Ukrainer, das ihnen freistellt, ob sie zu EU/NATO oder eher zur GUS gehören wollen, durch Russland nicht anerkannt. Die Verletzung des Völkerrechts ist eine gängige Praxis der Machtpolitik, vor allem der Großmächte, so daß die realgeschichtliche Dynamik seine Normativität immer wieder aufhebt. (1) Um aber nicht dem fatalen Zug zu folgen, solche Verletzungen gegeneinander aufzuwiegen und damit wechselseitig zu legitimieren, empfiehlt sich, erst einmal nachzufragen, wie es mit diesen Prinzipien des Völkerrechts steht. I. Die zwei Prinzipien des Völkerrechts „Territoriale Integrität“ ist ein konservatives Prinzip der Bewahrung des Status quo staatlich geeinter Territorien und steht damit gegen den Krieg als gewaltsamer Aneignung anderer Staatsgebiete. Aber außer Acht bleibt, wie denn das Territorium eines Staates selbst geschichtlich zustande kam: Abstrahiert wird von den geschichtlichen Bedingungen, unter denen der aktuelle Status quo staatlichen Territorialbesitzes erzeugt wurde. Auch im Prinzip der „Selbstbestimmung der Völker“ wird davon abstrahiert, was überhaupt als „Volk“ gilt, unter welchen Bedingungen und zu welcher – vielleicht auch nur folkloristischen – „Selbstbestimmung“ es legitimiert ist. Wo verschiedene „Völker“ (sprachlich-kulturell/religiös geeinte Ethnien) ein Staatsgebiet ausmachen, mag das „Selbstbestimmungsrecht“ als „Sezessionsrecht“ gegen die territoriale Integrität des Staates geltend gemacht werden, zu Bürgerkrieg und gewaltsamer Abspaltung eines neuen Staatsgebietes führen. Damit enthält das Völkerrecht in seinen Grundintentionen: Frieden und Freiheit, selbst schon jene explosive Spannung, die in geschichtliche Gewalt ausbrechen kann. Es setzt im Prinzip „Territorialer Integrität“ den Staat, im Prinzip der „Selbstbestimmung“ das Volk als maßgebliches Rechtssubjekt; jenes ist ein politisches Macht-, dieses aber ein ethisches Freiheitsprinzip. Beide gehen nicht deckungsgleich ineinander auf, sondern im Gegenteil, widersprechen sich oftmals und drohen damit, das ganze Völkerrecht aufzuheben. Macht es die Differenz der Prinzipien unmöglich, das Völkerrecht als einfachen Maßstab friedlicher Koexistenz anzuwenden, muß ihre Gleichwertigkeit aufgehoben, dem einen der Primat vor dem anderen eingeräumt werden: Welches Prinzip behauptet dann den Vorrang vor dem anderen?- Das politische Machtprinzip. Denn allein dieses ist rechtssetzend und staatsgründend; und kein Staat wird seine Machtminderung durch Sezession so ohne weiteres hinnehmen. Dies ließe sich mühelos an der neuzeitlichen Staatenbildung Europas durchdeklinieren, selbst über den Versailler Vertrag hinaus bis in die Neuordnung der staatlichen Territorien nach 1945. Die realgeschichtliche Anschaulichkeit dieser Sachlage bietet aber schon der grobe Blick auf die afrikanische und nahöstliche Staatenwelt, die von den ehemaligen Kolonialmächten nach ihren eigenen, rein geostrategischen Macht- und Herrschaftsinteressen gebildet wurde. Ganz verschiedenen Ethnien werden einem europäischen Staatsbegriff zwecks „nation building“ unterworfen, „um die oft willkürlichen Grenzziehungen durch die Kolonialmächte durch Identitätsbildung nachträglich zu rechtfertigen“. (2) Das maßgebliche Rechtssubjekt ist nicht das Volk, sondern das zum „Staat“ ernannte (post-) koloniale Herrschaftsgebilde, das nach dem völkerrechtlich angewandten „uti possidetis Prinzip“ (3) alles im Krieg durch Gewalt und Unrecht Erworbene als rechtmäßiges Eigentum festschreibt: De facto Grenzen werden als de iure Grenzen zu Unverletzlichkeiten erklärt. Die Sakralisierung faktischer Machtgebilde lebt von der Negation der freien Selbstbestimmung geschichtlicher Gemeinschaften. So in der afrikanischen Menschenrechtserklärung von Banyul: „Willkürliche, Stammeskulturen schematisch zerreißende Grenzziehungen sollen auf keinen Fall angetastet werden (uti possidetis-Doktrin), um neuerliche Auseinandersetzungen und den möglichen Zerfall junger afrikanischer Staaten zu verhindern“. (4) Das politische Machtprinzip behauptet den Vorrang vor dem ethischen Freiheitsprinzip – ohne jede Rücksicht auf die kulturellen Ethnien, die zu einem Zwangstaat zusammengepfercht werden, den sie gemeinsam tragen sollen – aber aufgrund ihrer kulturell-ethnischen Differenzen nicht können. So bricht das konstruierte Kunstgebilde „Staat“ in einander bekämpfende Clanherrschaften und Bürgerkriege auseinander – und zwar unter dem Schutz der verhängnisvollen Menschenrechtserklärung von Banyul, die unter Berufung auf das „uti possidetis“-Prinzip eine Revision der kolonialstaatlichen Grenzziehungen untersagt: Die gewaltsame Unterdrückung von Unabhängigkeitsbestrebungen wird als Staatsräson legitimiert, um partikularistische Fliehkräfte einzelner Bevölkerungsgruppen zu bannen, deren Legitimität zur Sezession auch fragwürdig sein kann – siehe Katalonien oder Schottland. Bedroht das Selbstbestimmungsrecht den Staat mit anarchischem Zerfall, so bedroht umgekehrt die Unverletzlichkeit der staatlichen Einheit die Autonomie ethnischer Kulturen. Das politische Machtprinzip „territorialer Integrität“, das die friedliche Koexistenz von Staaten gewährleisten soll, verkehrt sich am ethischen Freiheitsprinzip kulturell-ethnischer Selbstbestimmung zur Quelle realgeschichtlicher Gewalt. Das „Sezessionsrecht“ bleibt eine Sache machtpolitischer Durchsetzbarkeit, das post factum anerkannt, nicht aber auf Grundlagen des Völkerrechts entschieden wird. Wer würde heute noch vom Selbstbestimmungsrecht der Kurden sprechen?- Ganz zu schweigen von den Tibetern, deren „territoriale Integrität“ längst an die des sie erobernden Staates, China, übergegangen ist, damit aber jedes tibetische Selbstbestimmungsrecht staatsrechtlich kriminalisiert und der legalen Verfolgung aussetzt. (5) Die Beispiele ließen sich vervielfachen: Weil das ethische Freiheitsprinzip immer abhängig ist von seiner Durchsetzungsmacht, bleibt es eine unselbständige Intention, die dem politischen Machtprinzip von Staaten untergeordnet ist und das Völkerrecht selbst der realgeschichtlichen Dynamik von Machtverhältnissen unterwirft. So folgt auch die Auslegung des Völkerrechts immer politischen Machtinteressen – und nicht einem auf Freiheit gegründeten moralischen Gerechtigkeitsbegriff, dem das Machtprinzip dann per se für „unmoralisch“ gilt. Das ist es nicht: Es ist nicht „un-“, sondern „außermoralisch“, insofern es die realgeschichtliche Grundlage darstellt, die alle Moral als gesellschaftliche Rechtsordnung menschlicher Freiheit allerdings ermöglicht, ihr also immer schon zugrundeliegt. Macht- und Freiheitsprinzip widersprechen einander nicht: Denn Macht als elementare Grundbedingung allen Lebens, sich gegen alle Widrigkeiten durchzusetzen, ist selbst der grundlegende Freiheitsbegriff des Politischen und gehört zu seinem Wesen. Macht befreit von aller Not und ermöglicht allererst die freie Selbstbestimmung seiner Bevölkerung. Jede menschliche Gemeinschaft beruht so auf der Befähigung, sich von allen inneren und äußeren Gefährdungen ihrer Existenz zu befreien; und es ist diese Daseinsmächtigkeit, die alle menschlichen Gemeinschaften in ihrer politischen Verfassung und moralischen Rechtsordnung als Bedingung ihrer Möglichkeit institutionalisieren. Damit wird die Moral selbst zu einem Machtfaktor des Politischen, an dem sich eine menschliche Gemeinschaft ihrer Daseinsmächtigkeit vergewissert – der Selbstbejahung ihres „Heils“. Was voraussetzt, daß sie überhaupt ein aus ihrer Lebenswirklichkeit heraus gewachsenes Gemeinschaftsbewußtsein ausgebildet – sich also als „ein Volk“ konstituiert – hat. Unter diesen Bedingungen gibt es keinen Widerstreit von Macht- und Freiheitsprinzip: Macht als Freiheitsbegriff des Politischen fällt mit dem ethischen Freiheitsbegriff der Selbstbestimmung des Volkes zusammen. Erst die politische Staatenbildung, die als wechselseitige Übermächtigung menschlicher Gemeinschaften zum Zuge kommt, dissoziiert das eine vom anderen, indem sie das neue, vom Volk unterschiedene Rechtssubjekt „Staat“ erzeugt: Mit dem Staat wird die Macht als Rechtsordnung begründet und zu Herrschaftsformen institutionalisiert. Das „Selbstbestimmungsrecht des Volkes“ gehört nun einzig und allein der Staatsmacht als rechtsetzender Gewalt an, die auch darüber entscheidet, worin und wozu dieses Selbstbestimmungsrecht besteht. Einer übermächtigten Minderheit mag man ihre Folklore, notfalls auch ihre Götter gönnen – nicht aber die Teilhabe an der staatlichen Macht. Die institutionalisierte Staatsmacht bestimmt nun selbst, wie das Freiheitsprinzip der Selbstbestimmung zu verstehen und zu praktizieren sei. Denn der Staat selbst gründet in einem Freiheitsverständnis, das sich in seiner Verfassung und Rechtsordnung objektiviert. So beruht das moderne Völkerrecht auf einem europäischen Freiheitsverständnis, der seinen Staatsbegriff auf die postkoloniale Staatenordnung anwendet und weltweit exportiert, um ihm alle menschlichen Gemeinschaften zu unterwerfen – dem der Demokratie. Ausgeschlossen wird das Recht eines Volkes, sich zu einer theo- oder autokratischen Verfassung zu bestimmen, etwa einem Scharia- oder Ein-Parteien-Staat. Die Aporetik läßt sich an der postkolonialen Staatenbildung selbst verfolgen. So erfolgte die Dreieilung Indiens durch die britische Kolonialmacht unter Verletzung seiner jahrtausendealten territorialen Integrität zwar dem Prinzip religiöser Selbstbestimmung (Muslime - Hindus); aber um den Preis, daß diese nicht nur die internen Konflikte der Ordnungsmacht einer einheitlichen Rechtsordnung eines Staates entzog und zu zwischenstaatlichen Kriegen veräußerte; sondern mit der muslimischen Staatsbildung auch die institutionelle Rechtsordnung der Scharia legitimierte, die dem westlichen Staatskonzept und seinem ethischen Freiheitsprinzip schlechthin entgegengesetzt ist. Das Recht auf Selbstbestimmung soll also auch inhaltlich in einer bestimmten Staatsform realisiert werden, die mitunter seine ethisch-religiös fundierte kollektive Daseinsmächtigkeit aushöhlt und untergräbt: also auf politische Übermächtigung durch die völkerrechtlichen Autoritäten (Autoren) verweist. In einer faktisch festgefügten Staatenwelt kommt das Selbstbestimmungsrecht politisch also nur im Gegensatz von staatlichem Selbstbehauptungsrecht und Sezessionsrecht zur Geltung. Das Sezesionsrecht aber untersteht wiederum dem Machtprinzip seiner praktischen Durchsetzbarkeit, der dann meist auch seine (völkerrechtliche) „Legitimierung“ folgt. Politisch gilt: „Auctoritas, non veritas facit legem“ (Hobbes) - „Herrschaft, nicht Wahrheit macht das Gesetz“. Nach ihm wird Recht und Unrecht beurteilt, was immer das einzelne, ethisch-moralische Gerechtigkeitsempfinden meinen mag. Es wird sich letztlich doch nach der Seite der Siegreichen biegen; und so wird auch, was in der Ukraine Krise Recht und was Unrecht ist, nun auf dem Schlachtfeld entschieden. (6) II. Verletzt Russland das Völkerrecht? Dennoch bleibt die völkerrechtliche Frage für das Selbstverständnis der agierenden Kriegsparteien vor allem im Hinblick auf ein mögliches Friedensabkommen von großer Relevanz. Infrage steht dabei einzig und allein das Sezessionsrecht ukrainischer Teilgebiete; nur dies entscheidet, ob Russland in der Ukraine das Völkerrecht verletzt. David C. Hendrickson, emeritierter Professor der Politikwissenschaft am „Colorado College“ und Präsident der „John Quincy Adams Society“, hat nun in einem längeren Essaydie Völkerrechtsfrage eindeutig zugunsten des Selbstbestimmungsrechts der russischen Bevölkerung der Ukraine entschieden: Er plädiert für das Sezessionsrecht von Krim und Donbass und damit für das Recht Russlands, diese Gebiete in sein Staatsgebiet aufzunehmen und auch entsprechend gegen die Aggression der Kiewer Zentralregierung zu verteidigen. (7) Zeichnen wir seine Argumentation in groben Zügen nach. Die sowjetische Verfassung kannte das Recht auf Sezession, das mit dem Zerfall der Sowjetunion auch von Russland als das Selbstbestimmungsrecht seiner Regionen anerkannt wurde. Nur waren diese keine in einem ethnisch-kulturellen Volkssubjekt geeinten Nationalstaaten, die sich zur Sowjetunion als Bundesstaat vereinigt hätten, sondern reine Verwaltungseinheiten eines multinationalen Staates mit internationaler Ausrichtung, der die Vielzahl seiner verschiedenen, bunt durchmischten sprachlich-religiösen Ethnien nur poltisch einte, in ihrer kulturellen Eigenheit aber anerkannte und auch förderte. (8) Der Zerfall der Sowjetunion mußte deshalb dazu führen, daß in den ehemaligen Verwaltungsgebieten, die sich nun als Nationalstaaten formieren sollten, die Suche nach einer nationalen Identität aufbrach. In den ehemaligen Khanaten der südrussisch-asiatischen Region hatte diese kaum einen geschichtlichen Rückhalt, während das Baltikum auf eine solche zurückgreifen konnte. Anders verlief die nationalstaatliche Abgrenzung in den Kaukasus-Regionen und nicht zuletzt, aufgrund der engen ethnischen wie sprachlich-kulturellen Verwandtschaft, in Weißrussland und der Ukraine. Obwohl auch Putin deren Sezessionsrecht und damit ihre nationale Autonomie anerkannte, bleibt seine Erinnerung von erheblichem völkerrechtlichen Gewicht, daß die Ukraine nicht mehr Territorium aus der Union mitnehmen durfte als sie bei der Aufnahme in die UdSSR eingebracht hatte. Dies betrifft in erster Linie die Krim, die Chruschtschow 1954 der Ukraine aus rein verwaltungstechnischen Gründen überschrieb, da deren Wasserversorgung von der Ukraine abhängt. Die Krim hätte also schon 1990 wieder an Russland zurückgegeben werden müssen; und von einer völkerrechtswidrigen „Annexion“ der Krim, wie die westliche Sprachregelung lautet, könnte keine Rede sein. (9) Putins Verweis birgt aber noch andere Untiefen, insofern der aus der Sowjetunion entlassene und zum Staatsterritorium erhobene Verwaltungsbezirk Ukraine eine multikulturelle „Ansammlung von Regionen“ (so kürzlich Henry Kissínger) darstellt, zu denen nicht zuletzt auch das durch den Hitler-Stalin Pakt der Ukraine zugeschlagene Ostpolen gehört. Auch dieses hätte die Ukraine dann – aber an wen? – zurückzugeben. Vermutlich ist die vehemente antirussische Parteiergreifung Polens für die Ukraine auch vor diesem Hintergrund zu verstehen. Selensky selbst sah sich sicher nicht von ohngefähr dazu veranlaßt, den Polen generell die unumschränkten ukrainischen Bürgerrechte zuzuerkennen, wodurch sie auch Zugang zu allen führenden Staatsämtern inklusive der Präsidentschaft über die Ukraine erhielten. Die staatliche Einheit qua territoriale Integrität der Ukraine ist ein durchaus fragwürdiges geschichtliches Gebilde, dem trotz nationalistischer Bewegungen im Gefolge eines erklärten Nazis (Stepan Bandera) jede Fundierung in einem nationalstaatlichen Gemeinschaftsbewußtsein fehlt. (10) Das spiegelt sich auch an ihrer inneren, rechtsstaatlich defizitären Verfassung wider, von Korruption, Oligarchenherrschaft und Unterdrückung von Minderheiten – bis hin zum Bürgerkrieg. Nach gängiger US-amerikanischer Redensart wäre die Ukraine also ein „failed state“. Der Westen, so der entscheidende Vorwurf Hendricksons, berufe sich nun ganz einseitig auf eine fragwürdige territoriale Integrität und überblende dabei das andere, ihr vorgeordnete Prinzip des Völkerrechts: das Selbstbestimmungsrecht. (11) Der Westen reduziere dies auf das souveräne Recht des Staates, seine Bündniszugehörigkeit (EU-NATO oder GUS) frei bestimmen zu können. Dieses aber wird schon durch das Istanbuler Abkommen von 1999 begrenzt, wonach solche Bündnisse nicht auf Kosten der Sicherheit anderer Staaten abgeschlossen werden dürfen. Es abstrahiere zugleich von dem maßgeblichen Rechtssubjekt der Selbstbestimmung (Volk), das in multiethnischen Gesellschaften wie der Ukraine mit einem erheblich Anteil an ethnisch-kulturellen Russen nicht mit dem Staat zusammenfalle: „Weder die Ukraine – Kiev – noch die Vereinigten Staaten anerkannten das Prinzip der Selbstbestimmung für die Russophilen in der Ukraine“. Entscheidend bleibt für Hendrickson, daß mit dem westlich initiierten Maidan-Putsch und der verfassungswidrigen Installation einer pro-westlichen Regierung die Verfassungstreue der einzelnen Landesteile aufgehoben war. (12) Genau damit würde nun das Selbstbestimmungsrecht als das Recht auf „Sezession“ wirksam: Es ist das Recht der russischstämmigen Menschen, von einer solchen durch Putsch an die Macht gekommene Kiewer Regierung nicht mehr regiert werden zu wollen: „Hatten sie das Recht, dies zu tun? Die Logik des Gesetzes diktiert, dass sie es hatten. Dieses Recht war durch die vorherige Aufhebung der Verfassung auf sie übergegangen“. Es ist also der unstrittige Verfassungsbruch des Maidan-Putsches, der dem völkerrechtlichen Prinzip der Selbstbestimmung den Primat über die territoriale Integrität verleihe und die Referenden (Krim/Donbass) legitimiere. Sie seien zwar nach der ukrainischen Verfassung verfassungswidrig; aber rechtmäßig, weil eben diese Verfassung selbst keine Gültigkeit mehr hatte. Indem die Zentralregierung damit das Land in einen Bürgerkrieg stürzte und die sezessionsbereiten Gebiete mit rassistischer Diskriminierung, kultureller Unterdrückung, Gewalt und Krieg überzog - mit offiziell laut UN etwa 14.000 Toten, kann von einem Recht territorialer Integrität keine Rede mehr sein, da sie von der Regierung selbst aufgehoben und der diesbezügliche Versuch (Minsk II) von der Ukraine und dem Westen selbst bokottiert wurde. Bekanntlich war Minsk II der Versuch, die territoriale Integrität der Ukraine unter den Bedingungen eines föderalen Selbstbestimmungsrechts des russisch-sprachigen Donbass zu wahren. Bekanntlich wurde dieser Versuch von Russland gefördert, von Kiev und dem Westen aber boykottiert: „Die Vereinigten Staaten haben sich in erster Linie schuldig gemacht – insbesondere durch die skandalöse Unterstützung einer verfassungswidrigen Revolution in der Ukraine im Jahr 2014 und dann dadurch, dass sie als Basis für Friedensverhandlungen nicht akzeptierten, dass sowohl die Krim als auch der Donbass ein Mitspracherecht zu ihrem eigenen Schicksal haben sollten“. Die Anklage gegen Russlands Verletzung des völkerrechtlichen Prinzips territorialer Integrität sei gerade seitens der USA und ihrer jahrzehntelangen Interventionspolitik heuchlerisch und delegitimiere sich selbst. Denn nach dem alten Rechtsgrundsatz des „tu quoque“ (Du auch!) ist keiner zum Richteramt über Vergehen befugt, derer er selbst schuldig wurde. Willkürlich sei auch die US-amerikanische Position zum Sezessionsrecht, das „im Kosovo und im Südsudan“ befürwortet, in der Ukraine aber ohne jegliche Begründung abgelehnt wurde. (13) Die USA hätten an die Stelle des von der UN-Charta verbrieften Völkerrechts ein neues, allein für sie reserviertes Interventionsrecht gesetzt. Um die friedliche Koexistenz der Staaten zu garantieren, sei es aber nun unabdingbar, zur UN-Charta zurückzukehren: zum „Recht, das allen Völkern der Erde gleiche Rechte zugesteht“. Realpolitisch gesehen klingt dies naiv – und ist es auch. Die Normativität des Völkerrechts ist eine Frage der Macht – und keine des Rechts. Die Macht aber ist auch die von ethischen Gemeinschaften, die sich nicht gegen ihr geschichtliches Selbstbewußtsein in eine staatliche Rechtsgemeinschaft pressen lassen, die auf ihre rechtliche und ethnische Diskriminierung – wenn nicht ihre Vernichtung – aus ist. Wie sollten auch die ukrainischen Russen noch ein affirmatives Verhältnis zum ukrainischen Staate haben, von dessen Zentralregierung sie acht Jahre lang bombardiert, diskriminiert und um ihre Identitätsrechte gebracht wurden? Daß sie die Aufnahme ins russische Staatsgebiet als ihr Selbstbestimmungsrecht wahrnehmen und als Befreiung erfahren, sollte nicht verwundern. Es ist Kiev selbst, das nach jahrzehntelangem Unvermögen, ein nationalstaatlich geeintes Gemeinschaftsbewußtsein hervorzubilden, die territoriale, das heißt rechtsstaatliche Einheit der Ukraine zerstört hat. Über den Autor: Rudolf Brandner, Jahrgang 1955, ist Philosoph. Nach dem Studium der Philosophie, Psychologie und Indologie in Freiburg, Paris-Sorbonne und Heidelberg promovierte er 1988 über Aristoteles. 1993 folgte eine Habilitationsarbeit zum philosophischen Begriff der Geschichtlichkeit. Nach umfassender Lehrtätigkeit im deutschsprachigen Bereich und zahlreichen Gastprofessuren in Frankreich, Italien und Indien zog er sich seit 2000 von der akademischen Lehrtätigkeit zurück in die philosophische Grundlagenforschung. Zuletzt erschien sein Buch Die Ideologie der Menschenrechte und das Ethos des Menschseins. Quelle: https://multipolar-magazin.de/artikel/ukraine-konflikt-volkerrecht
- Corona, Big Data und die Massensteuerung
Die „Zeitenwende“ ist schon länger in Gang: Wir befinden uns im Übergang vom industriellen zum kybernetischen Zeitalter, schreibt die Wirtschaftshistorikerin Andrea Komlosy in ihrem aktuellen Buch. Doch der Wandel kommt weder von selbst noch ohne Widerstand – Apologeten der neuen Ära wissen, es bedarf Katastrophen und Schocks dazu. Die Corona-Krise wird als solch ein beschleunigendes Element politisch genutzt, unter anderem um neue digitale Kulturtechniken gesellschaftlich einzuüben und um medizinische Überwachung sowie Bewegungskontrolle von Menschen auszubauen. Multipolar veröffentlicht Auszüge aus Komlosys neuem Buch „Zeitenwende“. Klaus Schwab ordnet die neuen Entwicklungen der Kybernetischen Revolution in seinem Buch über die „vierte industrielle Revolution“ drei Megatrends zu. (1) Unter den physischen Megatrends fasst er Robotik, neue Materialqualitäten, 3D-Druck und selbstfahrende Kraftfahrzeuge zusammen. Dem digitalen Megatrend ordnet er das Internet der Dinge, die Verknüpfungen zwischen materieller und virtueller Welt über Sensoren sowie die Nachvollziehbarkeit der Datentransaktionen durch Blockchains oder „digitale Hauptbücher“ zu. In der Praxis sieht er alle Daseinsbereiche, von Bekleidung und Wohnen über Kommunikation, Mobilität und Energieversorgung bis zu Fertigung, Handel, öffentlicher und Unternehmensverwaltung durch Datenbanken miteinander vernetzt. Angeblich sind diese „geteilt“, ein vom englischen „shared“ abgeleiteter Neusprech für Transparenz und allgemeine Einsehbarkeit, „verschlüsselt“ und „zuverlässig“.(2) Der dritte Megatrend liegt im biotechnischen Bereich, der über Veränderungen der DNA Lebewesen schaffen, modellieren, Lebensführung und Heilungsprozesse optimierend begleiten und über Gen-Editierung Eigenschaften, Körperteile oder überhaupt den Nachwuchs von Tier, Pflanze und Mensch nach Wunsch gestalten kann. Auch hier erweist sich die körperliche Optimierung als gemeinsamer Nenner der Schwab’schen Megatrends. Schwab verspricht das Blaue vom Himmel Dabei geht die Phantasie der technischen Machbarkeit wohl mit dem Autor durch und das Blaue, das hier vom Himmel herunter versprochen wird, soll die Leser in seinen Bann ziehen. Zwar fügt Schwab im Buch „Die vierte industrielle Revolution“ der Aufzählung der Megatrends im Anhang eine Liste hinzu, die für jede Neuerung eine Bewertung und Terminisierung ihrer Verwirklichungschancen vornimmt, was einige der Bilder doch stark relativiert. Damit keine Zweifel aufkommen, werden die Prinzipien, die den Trends zugrunde liegen, auch auf einer gesellschaftspolitischen Ebene erläutert. Hier ähnelt Schwab stark den Visionen von Jeremy Rifkin, der aufgrund früherer Analysen, zum Beispiel zur Gen- und Reproduktionstechnik oder zur Veränderung der Arbeit durch Digitalisierung, als kritische Autorität des gesellschaftlichen Wandels anerkannt ist. Anders als Schwab steht Rifkin nicht im Verdacht, als verlängertes Sprachrohr der neuen Wachstumssektoren zu fungieren. De facto verschmilzt Schwabs „vierte industrielle Revolution“ jedoch mit Rifkins starker auf Energiewende und einen neuen grünen – angeblich nicht-kapitalistischen – Kapitalismus orientiertem globalen Green-New-Deal-Programm. (3) „Alles, was nötig ist, ist ein Smartphone“ Im gleichnamigen Buch erweist sich Rifkin genauso suggestiv wie Schwab. In beider programmatischen Skizzen, in welche Richtung sich das Heil der Menschheit zu bewegen habe, geht es im Wesentlichen darum, über das Sharing-Prinzip ein neues Besitzverständnis (Stakeholder statt Shareholder, Nutzen statt Besitzen, Zugang statt Eigentum), eine neue Work-Life-Balance (Flexibilisierung und Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit durch das Zusammenspiel von Mensch und Maschine) sowie ein neues Politikverständnis (Politikgestaltung durch datenbasierte Expertise von Unternehmen, Regionen und Zivilgesellschaft statt nationalstaatliche demokratische Strukturen) einzuführen. (4) Rifkin führt für die neuen glokalisierten Beziehungen jenseits verfassungsmäßig geregelter staatlicher Strukturen den Begriff „verteilt“ ein. Er begreift „verteilt“ als deutschsprachige Entsprechung von „distributed“ oder „decentralized“ und verbindet dies mit offenem Zugang und Transparenz zum Beinahe-Nulltarif : „Alles, was dazu (das heißt zu „verteilter“ Governance) nötig ist, ist ein Smartphone und eine Internetverbindung, um den augenblicklichen Kontakt zu Big Data und einem globalen Netzwerk aus Millionen von Geschäften und Websites zu erhalten.“ (5) Die Verheißungen der „Disruption“ Schwab und Rifkin sind sich bewusst, dass der Wandel nicht von selbst und nicht ohne Widerspruch vonstatten gehen kann. Es bedarf Schocks, um alte Strukturen und Gepflogenheiten zu durchbrechen. (6) Soweit bedienen sie sich der Metapher von Naomi Klein, für die kapitalistische Modernisierung niemals ohne Schock und Desaster realisierbar ist. (7) Wahrend Klein dies jedoch kritisch sieht und dafür plädiert, dass sich die Menschen gegen Schocks verwehren, die ihnen die kapitalistische Krisenstrategie auferlegt, und vor ihren Folgen schützen, messen Schwab und Rifkin Krisen und Katastrophen (disaster) positive Wirkung zu. Schwab spricht von „Disruption“, wenn zunehmende Digitalisierung Gewinn und Beschäftigung nach unten treibt; Rifkin sieht die Chance auf revolutionären Wandel im „großen Bruch“. Erst dieser mache den Weg frei für das, was er „dritte industrielle Revolution“ nennt, also ein „digitales neuronales Netz über die gesamte Weltwirtschaft“ legt, das alle „Ströme und Aktivitäten über Big Data und Sensoren in jedem Gerät steuert, koordiniert und überwacht“, Mensch, Maschinen und Gerate verbindet und so die Voraussetzung für Produktivitätswachstum und Effizienzsteigerung schafft. (8) Sharing-Ökonomie: Zugang statt Eigentum Da aufgrund des geringen Kapitaleinsatzes in der digitalen Sphäre die Grenzkosten zur Herstellung von Waren gegen Null tendieren, stünden viele Güter für alle kostenlos zur Verfügung. Die von Rifkin nicht so bezeichnete, aber im Grunde so gemeinte sozialistische Verheißung wird wahr: Märkte eignen sich nicht mehr als Steuerungsinstrument, werden irrelevant und machen einer Sharing-Ökonomie Platz, einer Kreislaufwirtschaft, die von gemeinschaftlichem Konsum, offenen Commons (Gemeingütern) und der gleichberechtigten Zusammenarbeit oder gar dem Aufgehen von ProduzentInnen und KonsumentInnen in Provider-User-Netzwerken geprägt ist. (9) Bezeichnend ist, dass die Beispiele für das „geteilte“ Eigentum und der „verteilte“ Zugang zu den kostenlosen Gemeingütern dann nicht über die – immer wieder aufs Podest gehobene – Transportplattform Uber und die Wohnungsvermittlungsplattform AirBnB, den Online-Händler Amazon und den Internetprovider Google hinausgehen, die ihre „revolutionäre“ Kinderzimmerphase längst hinter sich gelassen haben und zu harten, lukrativen Business-Modellen aufgestiegen sind, die Branchenkonkurrenten durch Prekarisierung der Beschäftigung, Unterlaufen von Qualitäts- und Sicherheitsstandards und aktive Steuerflucht aus dem Feld schlagen. (10) Utopie, die kaum von Dystopie zu unterscheiden ist Der kybernetische Übergang bringt ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem hervor, dem utopische und dystopische Visionen zugrunde liegen. In den Gesamtentwürfen, die unter „Kybernetische Revolution“, „Dritte“ oder „Vierte Industrielle Revolution“, „Disruption“, „New Green Deal“ oder „Great Reset“ kursieren, ist das Utopische vom Dystopischen jedoch nur schwer unterscheidbar. Technologische Machbarkeitsvorstellungen paaren sich einerseits mit der Einschätzung von der Unvermeidlichkeit technischer Entwicklungen, andererseits mit deren Propagierung als Rettungsanker zum Überleben im Angesicht von ökonomischer Krise und ökologischer Katastrophe sowie als Schritt zu einer besseren, inklusiven, partizipativen und solidarischen Zukunft der Menschheit. Durch soviel ideologische Überfrachtung bleibt dem und der Einzelnen kein Spielraum zur selbstständigen Überprüfung der Versprechungen. Diese werden in rosigen Farben von Schönheit, Gesundheit, Langlebigkeit, „Verteiltheit“, offenem Zugang, Erneuerbarkeit, Nachhaltigkeit und Egalisierung gemalt, sodass kein vernünftiger Mensch sich diesen universellen Werten entgegenstellen mag. Doch was steht hinter diesen Floskeln? (...) Der Zugriff auf den Körper Körper haben im kybernetischen Zeitalter zwei neue Aufgaben. Sie sind erstens der Ursprung der Verhaltensdaten, die in digitalen Anwendungen übermittelt werden. Aus den hinterlassenen Spuren lassen sich – zugeschnitten auf die jeweilige Kaufkraft – Wünsche, Begierden, Erwartungen, Konsumverhalten und Qualitätsansprüche ablesen. Gleichzeitig geht es darum, die Körper entlang der Erfordernisse des Marktes zu gestalten. Körper werden dabei zweitens in einem bisher nie da gewesenen Maße zum Objekt der Bearbeitung. Die Techniken knüpfen an vorhandene Formen der Körper-, Hygiene- und Gesundheitspflege an. Dabei verwandeln sie die alten Standards der Medikalisierung und Körperpflege, die sich an die genormte Nachfrage der Industriegesellschaft wandten, in neue Standards für den maßgeschneiderten Menschen. Der Schlüssel zum Erfolg von Biohealth-Konzepten ist die Verfügbarkeit von Daten, die über die individuelle sowie die ubiquitäre Nutzung des Internets in immer größerer Menge geschaffen werden. Die Verknüpfung der Nutzer-Signale mit Produktempfehlungen nahm Adrian Lobe zum Anlass für seine These des „Datengefängnisses“. (11) Dieses verbindet jeden User und jede Userin über die „elektronische Fußfessel“ mit IT-Konzern und Werbekunden: Ähnlich wie in dem Panoptikum Benthams können ihre Begierden von diesen eingesehen werden, während sie selbst nur auf die Oberfläche ihrer digitalen Endgeräte starren und die dahinter verborgenen Geschäftsprozesse nicht erkennen können. (…) Big Data für Big Pharma Die IT-Konzerne haben erkannt, dass das maßgeschneiderte Angebot von Heilung, Gesundung und Vervollkommnung einen Zukunftsmarkt darstellt. Der Zugang zu diesem Markt verläuft über die Verfügbarkeit von Daten: der menschliche Körper als Datenschatz. IT-Konzerne weiten ihre Geschäftsbereiche über den Informations- und Kommunikationssektor hinaus aus. Sie übernehmen die Verwaltung von Krankenakten und Versicherungsmanagement und setzen die Test- und Contact-Tracing-Anwendungen von Regierungen und privaten Anbietern operativ um. (12) Seit neuestem steigen sie selbst ins Pharma-, Gesundheits- und Fitnessgeschäft ein. (13) Zum Beispiel Google-Alphabet, das mit „Verily Life Science“ über ein eigenes Biotech-Unternehmen verfügt, das mit US-amerikanischen Universitäten Human Health Mapsentwickelt. Mit Novartis und Pfizer arbeitet Verily an Künstlicher Intelligenz für medizinische Anwendungen. Über das Joint Venture Onduo kooperiert Google mit Sanofi, um mit Big Data die Behandlung von Diabetes-Patienten zu organisieren. Google ist auch am Fitness-Tracker-Hersteller Fitbit beteiligt und hat so Zugriff auf die Daten der Nutzer. Apple wiederum hat Zugang zu Apple-Watch-Nutzern. Diagnose-Apps zeichnen die Vitalfunktionen der Nutzer auf. Mit Apple’s ResearchKit führen namhafte medizinische Forschungsinstitute in den USA und Israel klinische Studien über das iPhone durch. Samsung ist über die Tochterunternehmen „Samsung Biologics“ und „Samsung Bioepics“ in Kooperation mit Merck auf den Pharmamarkt vorgedrungen. Amazon wiederum ist mit „Amazon Pharmacy“ in den globalen Online-Handel mit Medikamenten eingestiegen. Der Konzern hat sich in ein Unternehmen für Symptomkontrolle und Triage eingekauft. Für den britischen Gesundheitsdienst National Health Service (NHS) adaptiert Amazon den Alexa-Sprachassistenten für Online-Beratungsdienste und arbeitet an Sprachverarbeitungsprogrammen für medizinische Konversationen. Last but not least sei der Wortführer der globalen Impfkampagne, Microsoft-Gründer Bill Gates, erwähnt. Die Bill-&-Melinda-Gates-Stiftung investierte 2015 in das Tübinger Pharma-Unternehmen Curevac, das Impfstoffe gegen Malaria und Grippe herstellt, und 2019 in die Mainzer Firma BioNTech 50 Mio. Euro zwecks HIV- und Tuberkulose-Forschung. Damals war BioNTech noch ein unbedeutendes Unternehmen, das im zweiten Quartal 2019 25,8 Mio. Euro Umsatz schrieb und mit 50 Mio. Euro im Gewinnminus lag. Im ersten Quartal 2022 war der Umsatz auf 6,37 Mrd. US-Dollar angewachsen, der Gewinn auf 4,75 Mrd. Lukrativer Wechsel in die Gesundheitsbranche Diese Kooperationen und Verschmelzungen zwischen Big Data und Big Pharma (14) zeigen den Bedeutungsgewinn der MANBRIC-Sektoren (15) auf, die mit dem Corona-Moment einen ungeahnten Auftrieb erfahren haben. Einen ähnlichen Strategiewechsel können wir auch bei Erzeugern klassischer Haushaltselektronik beobachten, die in Big Pharmaeinsteigen. Dabei dienen die Mikroprozessoren, die im smarten Haushaltsgerät stecken, als Sammelstelle und Transmissionsriemen für den Datentransfer. Das Beispiel des niederländischen Philips-Konzerns zeigt allerdings, dass der Wechsel auf die Gesundheitsbranche noch lukrativer zu sein verspricht. Philips trennt sich von den Produkten, die den Konzern bekannt gemacht haben, wie Rasierapparate, elektrische Zahnbürsten, Kaffee- oder Bügelmaschinen. „Wir dürfen nicht an der Vergangenheit kleben bleiben und setzen einen weiteren Schritt in der Transformation von Philips zu einem Medizin-Konzern“, so Vorstandschef Frans van Houten zum geplanten Verkauf der elektronischen Konsumgüter-Sparte. (16) Die neue Konzernstrategie setzt auf MRI- und CT-Scanner für Krankenhäuser, Home-Monitoring-Computer-Verbindungen für Online-Konsultationen zwischen Patient und Arzt oder auf medizinische Beatmungsgeräte, die in der Corona-Zeit stark nachgefragt waren. Im April 2021 hat die Frankfurter Siemens-Tochter „Siemens-Healthineers“ mit einer Produktionsstätte in Shenzhen den US-Medizintechnik-Konzern Varian übernommen. Die Liquidität resultierte nicht zuletzt aus dem Verkauf von Covid-19-Schnelltests in Deutschland, die 2020/21 die Kassen mit 750 Mio. Euro gefüllt haben. Mit der Übernahme des auf personalisierte KI-datenbasierte Diagnose und Krebsbehandlung spezialisierten Unternehmens soll ein Upgrading in eine höhere Wertschöpfungsklasse erzielt werden; das nicht so lukrative Ultraschallgeschäft wird dann abgestoßen werden oder in anderen Worten: „Wir optimieren das Set-up der Sparte“, so Siemens-Healthineers-Vorstandschef Bernd Montag. (17) Eine durch und durch kriegerische Rhetorik verwendet Novartis, um die Umgestaltung des Pharmariesen auf medizinische Spitzentechnologie zu beschreiben. Diese soll durch den Verkauf der Generika-Sparte und die Übernahme weiterer Anteile von „Alnylam Pharmaceuticals“, bekannt für sein Nobelpreis-ausgezeichnetes Programm zur gentechnischen Behandlung seltener genetischer Erkrankungen, erzielt werden – mit dem erklärten Ziel, die „Kriegskasse“ anschwellen zu lassen. „Das ist es, was die Investoren wollen. Nicht diese ganzen Nebenkriegsschauplätze.“ (18) Es gelte, so der Novartis-Chef Vas Narasimhan, „Medizin neu zu denken.“ Diese Ausdrucksweise spiegelt die Verachtung (der Investoren) für die Breitenmedizin wider. Das Augenmerk liegt auf körperlichen Eingriffen, die als Anwendungs- und Experimentierfeld für Gentechnik und Künstliche Intelligenz dienen, weil damit am meisten verdient werden kann. (…) Erneuerungskapitalisten wollen alles ändern Die Vertreter des Erneuerungskapitalismus versprechen eine „schöne neue Welt“. Dabei wollen sie nicht nur mit dem Industrialismus Schluss machen, sondern auch mit der bürgerlichen Demokratie, der politischen Mitbestimmung, der staatlichen Umverteilung und der internationalen Ordnung der Staaten. Angesagt ist ein Neustart unter der Führung der globalen Think-Tanks, NGOs und innovative Unternehmensgruppen, die die Märkte beherrschen und mit diesen den Regierungen den Weg weisen. Im Vertrauen auf das kybernetische Prinzip, die Optimierung sämtlicher Prozesse durch Big Data und Künstliche Intelligenz, setzen sie der Ausbeutung der lebendigen Arbeit mit der Aneignung der Erfahrung und der Körper der User ein weiteres Element der Entfremdung drauf. Wer die Welt des digitalen Kapitalismus nicht verinnerlicht hat, mag sich abgestoßen fühlen. Wer das analoge Leben mit seinen unkontrollierbaren Freiräumen, Selbstverantwortung, Vertrauen und Verbindlichkeit zu schätzen weiß, traut den Versprechungen von Individualisierung, Flexibilisierung, Optimierung und Freiheitsgewinn durch digitale Allgegenwart der Datenspuren nicht. Menschen, die als Digital Natives und Digital Nomads überall und gleichzeitig nirgends auf der Welt zu Hause sind, nehmen die Digitalisierung für gegeben hin wie die Generationen vor ihnen beispielsweise den Takt der Maschine, den wir uns über die Uhr vergegenwärtigen können. Wir haben vergessen, dass dieser Takt der Maschine uns in Zeit- und Bewegungskoordination, in die Unterscheidung zwischen Arbeitszeit und Freizeit, in Pünktlichkeit und Ordnung des Tagesablaufs eingewiesen hat. Diese Kultur- und Arbeitstechniken der industriellen Zivilisation, die uns heute so selbstverständlich erscheinen, mussten erst mühsam gegen Widerstände angelernt und eingebläut werden wie uns Heutigen die permanente Fesselung an und durch Smartphones, Apps und digitale Programme. Vor allem aufstrebende Generationen in den Schwellenländern und Emerging Markets im Globalen Süden finden daran nichts Anstößiges. Wie die neue, in Formierung befindliche Welt aussehen wird, steht noch nicht fest. Viele Menschen stehen dem digital durchgetakteten Lebensstil skeptisch gegenüber, andere sind der Verdatung und der damit verbundenen Verfolgung und Kontrolle der Kontakte und der Bewegung überdrüssig. Neue Aussteiger- und Parallelgesellschaften bilden sich heraus. Man könnte versuchen, der Allmacht des Digitalen entgegenzuwirken, sich dieser persönlich und kollektiv zu entziehen. Man könnte aber auch beginnen, die Möglichkeiten der kybernetischen Zukunft nicht den Konzernen, Welt- und Staatenlenkern zu überlassen, sondern sich das Internet als basisdemokratisches Instrument anzueignen. Andrea Komlosy, Zeitenwende. Corona, Big Data und die kybernetische Zukunft, Promedia, 288 Seiten, 23 Euro Über die Autorin: Andrea Komlosy, Jahrgang 1957, arbeitet als Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien. Zuletzt erschienen von ihr die Bücher: „Arbeit. Eine globalhistorische Perspektive“ sowie „Grenzen. Räumliche und soziale Trennlinien im Zeitenlauf“. Weitere Artikel zum Thema: Die Abschaffung der Seele (Julia Weiss, 10.5.2022) Menschen kontrollieren (Stefan Korinth, 12.2.2022) Der künstliche Mensch (Wilfried Nelles, 23.1.2022) Welt – wohin? (Hannes Hofbauer, 30.9.2021) Big Pictures (Walter van Rossum, 6.2.2021) Technik und Krise (Ulrich Teusch, 13.1.2021) Technologie der unfreien Welt (Hauke Ritz, 6.7.2020) Anmerkungen (1) Schwab Klaus (2016): Die vierte industrielle Revolution. München. Seite 28-46 (2) Schwab 2016, Seite 35 (3) Rifkin, Jeremy (2019) : Der globale Green New Deal. Warum die fossil befeuerte Zivilisation um 2028 kollabiert – und ein kühner ökonomischer Plan das Leben auf der Erde retten kann. Frankfurt/Main-New York. (4) Schwab 2016 ; Rifkin 2019. (5) Rifkin 2019, S. 53. (6) Schwab 2016, S. 21. (7) Klein, Naomi (2007): Die Schock-Strategie: Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt/ Main. (8) Rifkin 2019, S. 34. (9) Rifkin 2019, S. 34−38 (10) Z. B. Schwab 2016, S. 21, 36, 94 ; Rifkin 2019, S. 34, 265. (11) 399 Lobe, Adrian (2019): Speichern und Strafen: Die Gesellschaft im Datengefängnis. München. S. 27. (12) Sharon, Tamar (2020) : Blind-sided by privacy ? Digital Contact Tracing, the Apple/Google API and Big Tech’s Newfound Role as Global Health Policy Makers, in: (2021) Ethics and Information Technology 23, S. 45−57. (13) Sharon, Tamar (2021) : From hostile worlds to multiple spheres: towards a normative pragmatics of justice for the Googlization of health, in: Medicine, Health care, and Philosophy 24, 3, S. 315−327; vgl. auch Stepanek Martin, Wie smarte Uhren für freie Spitalsbetten sorgen, Kurier, 28. 2. 2021. (14) Sharon Tamar (2018) When digital health meets digital capitalism, how many common goods are at stake? in: Big Data & Society 5. 2. (15) Hinter dem englischen Akronym MANBRIC verbergen sich die folgenden Branchen bzw. Technologien oder Verfahren: Medizinsektor, additive Druckverfahren, Nanotechnologie, Biotechnologie, Informations- und Kommunikationstechnologie, Kognitive Systeme. (16) Hetzel, Helmut, Philips sagt sich von Staubsauger und Bügeleisen los, Die Presse, 9.1.2021. (17) Boom bei Siemens-Tochter, Die Presse, 4.5.2021; Varian, „Siemens Healthineers completes acquisition of Varian, strengthening its position as a holistic partner in healthcare“ (10.6.2022) (18) Wohin steuert Novartis, Die Presse, 20.11.2021. Quelle: https://multipolar-magazin.de/artikel/massensteuerung
- Das Suchtsystem
Können sämtliche Mitglieder einer Gemeinschaft süchtig sein, auch wenn der Einzelne gar keine Drogen nimmt? Die US-amerikanische Frauenrechtlerin und Psychotherapeutin Anne Wilson Schaef war der Überzeugung: Ja! – In ihrem 1987 erschienenen New-York-Times-Bestseller „When Society Becomes An Addict“ („Wenn die Gesellschaft süchtig wird“) beschreibt sie nicht nur die Auswirkungen der Abhängigkeit, sondern schildert auch Auswege. Angesichts von Corona, Krieg und Inflation sind ihre Einsichten aktueller denn je. Vor kurzem war dem Ärzteblatt zu entnehmen, dass in Deutschland ein Viertel mehr Menschen rauchen als vor der Pandemie, was alleine deswegen bemerkenswert ist, weil das Virus bekanntermaßen die Lunge angreift. Bei Alkoholmissbrauch wie Rauschtrinken, bei Abhängigkeit und Entzugserscheinungen gab es binnen eines Jahrzehnts einen Anstieg der Diagnosen um rund 31 Prozent – alleine zwischen 2019 und 2021 um 4,5 Prozent. Dazu muss man wissen, dass Abhängigkeitserkrankungen über einen längeren Zeitraum hinweg entstehen, und sie sich statistisch in der Regel erst zeitverzögert abbilden lassen. Zugenommen haben in den letzten zwei Jahren auch die Auftritte Prominenter in Talkshows, die über ihre Depressionen sprechen – und die Bücher, die sie darüber geschrieben haben. Ende August kam ein Hilferuf aus der Pfalz, und zwar von der dortigen evangelisch-katholischen Telefon-Seelsorge. Der Anteil junger, hilfesuchender Menschen mit dem Thema „Suizidalität“ habe in den letzten beiden Jahren erheblich zugenommen und ist mit circa 40 Prozent deutlich höher als im Durchschnitt aller Altersgruppen, wo er bei 21 Prozent liegt. Deswegen schon von „Massenselbsttötung“ oder gar „Massenselbstmord“ zu sprechen, ist sicherlich übertrieben. Richtig ist, dass Termine beim Psychologen zu einem äußerst raren Gut geworden sind. Im Zeitalter der Sucht All diese aktuellen Informationen und Entwicklungen ließen mich als gelernten Krankenpfleger, Therapieerfahrenen und trockenen Alkoholiker nicht nur aufhorchen, sondern darüber hinaus ein Buch erneut in die Hand nehmen, das ich bereits mehrfach gelesen habe. Die Rede ist von „Im Zeitalter der Sucht“ von Anne Wilson Schaef, auf deutsch zum ersten Mal 1989 bei Hoffmann und Campe erschienen, das ich hier vorstellen möchte, weil es sowohl Erklärungen enthält, als auch Lösungsansätze aufzeigt. Das Buch der bekannten US-amerikanischen Therapeutin und Mitbegründerin des „Woman’s Institute of Alternative Psychotherapie“ ist erstmals 1987 bei Harper & Row in San Francisco unter dem Titel „When Society Becomes An Addict“ („Wenn die Gesellschaft süchtig wird“) herausgekommen. Weitere Titel von Wilson Schaef sind „Co-Abhängigkeit“ (1986), „Die Flucht vor Nähe“ (1990) und „Nimm dir Zeit für dich selbst“ (1992). Anne Wilson Schaef ist Anfang 2020 im Alter von 86 Jahren in Arkansas verstorben. Ihr indianischer Name war Weán Wamblischka Wanka, sie wurde von ihrer Mutter und Urgroßmutter in der Tradition der Cherokee aufgezogen. Ausgehend von den Prinzipen ihrer Erziehung sah sie sowohl ihr Leben als auch ihre Arbeit als „living in process“, bei dem es ihr an erster Stelle ums „Lernen, Wachsen und Heilen“ und nicht um ihre Person ging. Wilson Schaef war der Überzeugung, dass wir in einem Suchtsystem leben und dass jeder von uns das System in sich trägt. Dieses Suchtsystem weist alle Merkmale auf und vollzieht auch alle Prozesse, die für einen Alkoholiker oder anderweitig Süchtigen typisch sind. Wer in einem Suchtsystem lebt, braucht selbst keine Drogen zu nehmen, um die Verhaltensweisen eines Drogenanhängigen zu zeigen. Das System funktioniert trotzdem und zwar aufgrund genau derselben Mechanismen wie zum Beispiel bei einem Alkoholiker. Dies führt dazu, so Wilson Schaef weiter, dass Suchtbeziehungen mit ihren zerstörerischen und krankmachenden Normen der Spiegel unserer Gesellschaft sind. Illusion der Kontrolle Die bereits erwähnten Depressionen sind, so Wilson Schaef, der Illusion der Kontrolle geschuldet. Aktuell verlieren immer mehr Menschen aufgrund von Corona, Krieg und Inflation die Kontrolle über ihr Leben oder glauben dies zumindest. Depressionen sind da nur folgerichtig. Auch hier dürfte die These der Autorin gelten, dass die Vorstellung, das Leben kontrollieren zu können, an sich eine Illusion ist. Dass dies in den allermeisten Fällen bis heute nicht erkannt wird, ist tragisch, aber innerhalb eines Suchtsystems die Normalität. Alles andere wäre eine Überraschung. Der stetig zunehmende Stress ist für Wilson Schaef dabei „nur“ ein Nebenprodukt der erwähnten Kontrollillusion. Rein physiologisch führt der ständige Versuch, Dinge kontrollieren zu wollen, die außerhalb unseres Einflussbereiches liegen, dazu, dass unser Körper in einem Zustand der Anspannung und Verkrampfung gerät. Der menschliche Körper wird derart überstrapaziert, dass er letzten Endes daran zugrunde geht. Man kann praktisch tot umfallen, so die Autorin, die sich sicher ist, dass unser Leben stressfreier verlaufen würde, gäben wir endlich die Hoffnung auf, wir könnten alles in den Griff bekommen. Unehrlichkeit wird zur Norm Jede Sucht verfolgt laut der Autorin ein Hauptziel: Sie unterbindet den Kontakt zwischen dem Menschen und seinen Gedanken und Gefühlen. Nur, wer nicht weiß, was er denkt und fühlt, für den wird Ehrlichkeit, sowohl sich selbst, als auch anderen gegenüber, folgerichtig zur absoluten Unmöglichkeit. Unehrlichkeit, vor allem unehrliche Beziehungen, sind folglich die Norm in einem Suchtsystem, so Wilson Schaef. Dabei spielt die Verwirrung eine besondere Rolle. Die Verwirrung ist nicht nur ein Merkmal des Suchtsystems. Sie ist innerhalb des Systems entscheidend, so die Autorin. Zum einen, weil sie uns ohnmächtig und kontrollierbar hält, denn kaum jemand ist leichter zu beobachten als eine verwirrte Person, und keine Gesellschaft ist leichter zu überwachen als eine chaotische. Wilson Schaef ging davon aus, dass Politiker dies am besten erkannt haben. Aus diesem Grund würden sie statt klarer Aussagen Anspielungen und ausgesprochene Lügen verwenden. Weiterhin bewahrt uns laut Wilson Schaef unsere Verwirrung vor unserer Unwissenheit. Außerdem halte uns die Verwirrung davon ab, Verantwortung zu übernehmen. Von einem verwirrten Menschen erwartet niemand, dass er sich zu dem bekennt, was er sagt oder tut, geschweige denn, dass er gar der Wahrheit über sich selbst ins Gesicht sieht. Beziehungen der Abhängigkeit In einem Suchtsystem, so die Autorin, befinden sich die Menschen im Zustand der Abhängigkeit. Beziehungen der Abhängigkeit sind hier die Norm und nicht die Ausnahme. Es gibt Helfer, die sich um Abhängige sorgen, selbst aber wiederum von ihnen abhängig sind. Die meisten Beziehungen in einem Suchtsystem sind laut der Autorin wie die von Geisel und Entführer. Sie sind trostlos und lebensfeindlich, und trotzdem ist es genau die Art von Beziehung, die vom System begünstigt wird. Das Suchtsystem, so führt Wilson Schaef weiter aus, arbeitet auf der Grundlage eines Mangelmodells. Das heißt, es beruht auf der Annahme, dass das Vorhandene nicht ausreiche, und dass man sich schleunigst bemühen sollte, soviel wie möglich abzubekommen, solange man dazu imstande ist. Der angebliche Mangel betrifft alle Bereiche unseres Lebens: Geld und materielle Güter, aber auch Liebe und Prestige. Wir versuchen Dinge anzuhäufen, zu horten, aus der Angst heraus, es sei nicht genug da. Die Devise dabei lautet: Mehr ist besser! Die Folge eines Lebens im Suchtsystem ist nach Meinung der Autorin, dass unsere Lebendigkeit und die Außergewöhnlichkeit der Dinge, die uns umgeben, und an denen wir uns erfreuen könnten, gar nicht mehr wahrgenommen werden. Die Fähigkeit zum Lebendigen verkümmert oder stirbt ganz und gar. Das Außergewöhnliche, so Wilson Schaef weiter, ist dabei nicht etwa kostspielig oder teuer, sondern es sind die einfachen Dinge des Lebens wie ein Spaziergang im Wald oder ein Gespräch mit Freunden. Dass dies heute oft schon ein Problem ist, hat nach Wilson Schaef auch damit zu tun, dass Süchtige immer weniger fähig sind, mit anderen zu kommunizieren – eher verhören sie ihren Gesprächspartner. Eine Art der Kommunikation, die keine Verbindung schafft, sondern im Gegenteil Abwehr, Verschwiegenheit und Furcht. Ethische Verwahrlosung Das Leben im Suchtsystem führt zu einer ethischen Verwahrlosung. Geht es nach Wilson Schaef, wissen wir genau, wann wir lügen, egoistisch sind, jemanden verletzen oder etwas tun, was wir besser lassen sollten. Dass wir diesen inneren Kompass im Suchtsystem verloren haben, führe unweigerlich zur Verleugnung unserer Spiritualität. Wir versuchen sie zu rationalisieren, zu objektivieren und an der Logik zu messen. Menschen im Suchtsystem, so die Autorin, verlieren wie alle Süchtigen ihr spirituelles Selbst, werden praktisch seelenlos. Man kann dies auch als Schutz verstehen, denn das System verlangt, dass wir lügen, betrügen und stehlen. Dies ist auch die Norm, die uns vorgelebt wird, diese Verhaltensweisen stützen das System. Wie Steuern umgangen werden, teilweise ein Betrieb gar nicht mehr aufrecht erhalten werden kann, wenn man dies nicht tut, sei hier als Beispiel aus dem Alltag nicht weniger Menschen genannt. Wilson Schaef kommt zu folgender ernüchternden Zusammenfassung: „Wenn es dem System nützt, ist selbst Massenmord entschuldbar.“ – Unsere Krisen schaffen wir uns, geht es nach der Autorin, selbst, und zwar „als Garantie dafür, dass doch noch eine geringe Überlebenschance besteht“, allerdings für das Suchtsystem und nicht für uns. Ein geschlossenes System Denn das Suchtsystem ist nach Wilson Schaef ein geschlossenes System, das man sich vereinfacht so vorstellen kann: Unehrlichkeit führt zu Verwirrung, die wiederum weitere Kontrolle verursacht, und die dann zu weiterer Unehrlichkeit führt. Alles entspringt einem Kern, und der ist die Sucht, um die sich alles dreht, auf die sich alles zurückführen lässt. Alle drehen wir uns wie Atome um diesen Kern. Auf diese Weise konnte sich das Suchtsystem bis heute erhalten, ist sich die Autorin sicher. Abschließend nennt Wilson Schaef drei Prozesse, die uns immer wieder ins Suchtsystem zurückstoßen. Sie seien der Teufelskreis, aus dem wir nicht herauskämen: erstens das dualistische Denken, also das Denken in „entweder – oder“ und nicht in „sowohl – als auch“, zweitens die Unehrlichkeit und drittens die Kontrolle. Die Lösung sei, so Wilson Schaef, sich vom Suchtsystem als Bezugspunkt zu lösen. Das Einfache, das so schwer zu machen ist, sieht ihrer Meinung nach so aus: „Wir passen uns in dieses System nicht mehr ein, aber wir bekämpfen es auch nicht; es hat einfach keine Bedeutung mehr, es ist nicht mehr unser Bezugspunkt. Es ist nebensächlich geworden, weit entfernt, belanglos. Wir sind vollkommen von ihm abgetrennt. Wir haben einen Systemwechsel vollzogen und es hinter uns gelassen.“ Über den Autor: Rumen Milkow, Jahrgang 1966, Sohn eines Bulgaren und einer Berlinerin, ist geboren und aufgewachsen in Ostdeutschland, examinierter Krankenpfleger und trockener Berliner Taxifahrer sowie Radiomoderator a.D. („Hier spricht TaxiBerlin“ auf Pi-Radio); außerdem Verfasser von Kolumnen („Taxi-Times“), Online-Antiquar („TaxiBerlins BauchLaden“ bei Booklooker – ruht derzeit), Blogger, „Eselflüsterer“ und Herausgeber („Nach Chicago und zurück“ und „Bai Ganju, der Rosenölhändler“ des bulgarischen Klassikers Aleko Konstantinow). Quelle: https://multipolar-magazin.de/artikel/das-suchtsystem
- "Wir sind Menschen, wir sind frei": "Der Große Reset" muss besiegt werden
Millionen von Menschen weltweit sind sich bewusst, dass ihr Leben und das Leben ihrer Kinder durch Lockdowns bedroht sind. Impfmandate und Verlust der Meinungsfreiheit. Und es wächst das Bewusstsein, dass diese unmittelbaren und offensichtlichen Bedrohungen nur Teile eines komplexen Gesamtplans zur Umsetzung eines technokratischen Systems der Weltregierung sind, das als neofeudales System beschrieben werden kann, das darauf abzielt, die Macht und den Reichtum der milliardären Einzelpersonen und Familien der Welt zu erhöhen und zu festigen, indem es jede Möglichkeit eines autonomen individuellen Verhaltens zerstört. Die Absicht dieser psychopathischen Eliten ist es, dass wir "die Menschen" buchstäblich zu Erweiterungen ihres Willens werden, durch die technologische Invasion aller Aspekte unseres Lebens, die zum völligen Verlust unserer Fähigkeit führen wird, für uns selbst zu fühlen, zu denken und zu handeln. Ihre Besessenheit von der totalen Kontrolle über die gesamte Natur und das ganze Leben bedeutet, dass sie kein echtes Bewusstsein dafür haben, was es bedeutet, am Leben zu sein, und sie sehen alles um sie herum als etwas, das monetarisiert, nummeriert und kontrolliert werden muss, um einen "perfekten" Existenzzustand zu schaffen. Weil sie so grundlegend unsicher sind und wissen, dass Einzelpersonen ihre Existenz nicht bereitwillig aufgeben, um Sklaven zu werden, ist ihre mächtigste Waffe, um die Kontrolle zu erlangen, Lügen - sie versuchen, uns zu glauben, dass es in unserem Interesse ist, ihnen die Kontrolle zu geben, oder dass wir tatsächlich die Kontrolle über unser eigenes Leben haben, wenn wir oberflächliche, bedeutungslose Entscheidungen treffen, wie z.B. für politische Parteien stimmen, die unweigerlich das Gebot der Finanzmachtelite erfüllen. Diese Eliten sind zu Meistern darin geworden, alle Bewegungen der Selbstachtung, Selbstfürsorge und Solidarität zu kooptieren - ihre Verwendung von Doppelsprache bedeutet, dass sie behaupten, Gemeinschaft, faire Vermögensverteilung, Wahrheit in den Medien, ökologische Nachhaltigkeit, Vielfalt, Rassengleichheit, Frauengleichheit, Freiheit und Gewaltfreiheit (zum Beispiel) zu unterstützen, während sie daran arbeiten, eine Agenda umzusetzen, die nichts davon unterstützt. Und ihr zunehmender Einsatz von NGOs in den letzten 70 Jahren, die "freundlich" und "unabhängig" klingen, aber in der Tat unternehmerische, imperialistische und andere elitäre Agenden verfolgen, hat dazu geführt, dass eine enorme Anzahl gewöhnlicher "besorgter" Menschen ihr Geld und ihre Energie in Organisationen und Bewegungen stecken, die ihre Fähigkeit zerstreuen, wirklich in ihrem eigenen. Um nur einige Beispiele zu nennen - die Umweltbewegung wurde von der Nachfrage nach einer massiven "grünen" Tech-Revolution dominiert, die weitere Vergewaltigungen und Plünderungen der Völker und der natürlichen Umwelt Afrikas erfordert, und überall sonst seltene Mineralien gefunden werden, Gewerkschaftsbewegungen auf der ganzen Welt sind völlig kastriert und handeln nicht mehr im Interesse ihrer Arbeitsmitglieder, die medizinische "Wissenschaft" ist höchstwahrscheinlich ein gewinnbringendes antiwissenschaftliches Unternehmen und nicht eines, das darauf abzielt, die Gesundheit der Menschen durch den Einsatz echter wissenschaftlicher Methoden zu fördern, und (besonders mir am Herzen liegen) wurden Kampagnen mit gewaltfreier Taktiken verwendet einfach einen „Regimewechsel“ in zentralisierten Staaten zu erreichen und die Interessen transnationaler Unternehmen zu fördern, obwohl dies nie die Absicht der Mehrheit der beteiligten Aktivisten war. Während es sich manchmal demoralisierend anfühlt zu erkennen, dass es notwendig ist, jeden und alles in Frage zu stellen und die Dinge niemals (!) für bare Münze zu nehmen, gibt es eine Reihe von (echten) unabhängigen Forschern (einschließlich derer, auf die ich oben Bezug genommen habe), die das Geschehen der Globalen Elite, historisch und aktuell, durch detaillierte Forschung, logisch Obwohl sie sich nicht immer in jedem Blickwinkel einig sind und verschiedene Forschungsbereiche auf den Tisch bringen, stellen sie ein Bild der realen elitären Akteure aus allen Ländern (einschließlich Russland und China - hier, hier und hier -) zusammen, die die Welt durch ihre besonderen Philosophien (z.B. Technokratie, Eugenik), Pläne (z.B. die Neue Weltordnung. Das besondere Anliegen dieser Forscher ist es, über die Erzählung "Konflikt und Allianzen zwischen Nationalstaaten" als Erklärung für politisches und wirtschaftliches Verhalten in der Welt hinauszuschauen, um den transnationalen und transkulturellen Charakter der globalen Finanzen und elitären Philosophien aufzudecken, und den grundlegenden Krieg, den die globale Elite ständig gegen gewöhnliche Menschen führt (Menschen, die sich Diese Forscher entlarven die Größenwahnsinnigen, die sich danach sehnen, die Welt zu regieren, die jedes bisschen Kontrolle, das andere ausüben, für eine Bedrohung für ihre Sicherheit halten und deren Konflikte miteinander im Vergleich zu ihrer Missachtung, Respektlosigkeit und Abscheu gegenüber denen verblassen, die nicht ihrer psychopathischen, kriminellen "Superklasse" angehören. Von der Analyse zur Aktion Eine gründliche Analyse ist äußerst wichtig, und ein wichtiger Teil des Aktivismus umfasst Forschung, Selbsterziehung und Informationsaustausch, aber wenn wir die Situation ändern wollen, ist es ebenso wichtig, dass wir selbstermächtigende Maßnahmen ergreifen, die diese tiefere Analyse berücksichtigen. Wenn also die historische, reale Analyse zeigt, dass die Elite (weil sie elitär sind!) haben kein Interesse daran, denen zuzuhören, die unter ihnen stehen, und wenn wir wissen, inwieweit sie die Mainstream-Politik und Rechtsstrukturen korrumpiert (oder sogar erfunden) haben, müssen wir aufhören so zu tun, 1) dass politische "Führer" zuhören werden, wenn wir uns etwas lauter und länger beschweren, und 2) dass wir warten müssen. Wir wurden als Kinder meist dazu ausgebildet, "höflich" oder "rechtsabweisend" oder "befugnisbeachtet" zu sein, und leider macht uns diese psychologische Strukturierung anfällig für Missbraucher, die fälschlicherweise behaupten, Behörden zu sein, denen unsere Interessen am Herzen liegen. Und unsere Kindheitsangst vor der Bestrafung für "Ungehorsam", einschließlich sozialer Verlassenheit, wenn wir anders denken oder fühlen als andere, hindert uns daran, unserer eigenen Fähigkeit zu vertrauen, für uns selbst zu fühlen, zu denken, Entscheidungen zu treffen und zu handeln. Oft hilft es, dieser Angst bewusst Aufmerksamkeit zu schenken, damit sie aufhören kann, uns unbewusst zu regieren. Es ist leider so, dass viele Freiheitsaktivisten immer noch ihr Vertrauen in einen Führer, eine politische Partei oder ein System setzen, um sie zu retten, weil sie sich als Individuen machtlos fühlen, wie sie von den vielen Kräften für die Herrschaft in der Welt ausgebildet wurden. Wir werden mächtig, wenn wir darauf vertrauen, dass wir selbst ziemlich gute Arbeit leisten werden, um die Dinge richtig zu machen, und selbst wenn wir Fehler machen, können wir weiter lernen und erfolgreich einen Weg nach vorne im Leben aushandeln, ohne jemandem gedankenlos gehorchen zu sein, der "besser weiß". Wir werden mächtig, wenn wir die Initiative ergreifen, um zu handeln. Wir werden mächtig, wenn wir nach unserem eigenen Gewissen handeln, und stellen uns unserer Angst vor ungerechter Bestrafung. Wir werden mächtig, wenn wir wissen, dass selbst eine Erfahrung von Schmerz unsere Erfahrung ist, die wir fühlen müssen, und dass wir im Grunde existieren, egal wie sehr jemand versucht, uns dazu zu bringen, zu glauben, dass wir "nichts" sind. Und wenn wir Solidarität und Freundlichkeit von anderen Aktivisten im Rahmen einer Widerstandskampagne erleben, fühlt es sich real und mächtig an und ist so viel mehr wert als jede Freundschaft, die darauf beruht, "alles ist in Ordnung", während wir in die Sklaverei schlafwandeln. Die weltweite gewaltfreie Kampagne We Are Human, We Are Free, um "The Great Reset" zu widerstehen, basiert sowohl auf einer Analyse der vielen verschiedenen Komponenten des Reset als auch auf einer Analyse der elitären Machtstrukturen, die die Reset-Agenda fördern, indem sie Einzelpersonen entmachten, so dass sie aufhören zu glauben, dass sie die Verantwortung oder Fähigkeit haben, wirksame Maßnahmen für sich selbst zu ergreifen. Es gibt so viele Dinge, die Menschen tun können, um sich praktisch zu verteidigen, und während es ein wenig Zeit und Engagement braucht, um Elemente unseres Lebens zu identifizieren und zu verändern, die zur Elite-Kontrolle beitragen, sind es diese "kleinen" Dinge, die zu echten Veränderungen im eigenen Leben und in der Gesellschaft als Ganzes führen. Veränderung und Eintreten für die Wahrheit, wie Sie sie sehen, erfordert manchmal Mut, und es wird Zeiten geben, in denen Ihr Widerstand "dramatisch" sein mag, aber es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass alltägliche vernünftige, praktische Handlungen eine effektive Widerstandsbewegung in der Realität begründet. Im Folgenden finden Sie ein Poster in 15 Sprachen, das die Nichtzusammenarbeit an der Basis und konstruktive Maßnahmen für Menschen in 7 verschiedenen Bereichen präsentiert: Pharma, Tech, Medien, Banken, Unternehmen, menschliche soziale Interaktionen und Nichtzahlung von Geldstrafen (+ Überwachung wird als zusätzlicher Bonus eingeworfen!). Die Kampagne wird auf der Website We Are Human, We Are Free ausführlicher erläutert. Also, als Beispiel, ich erhöhe die Menge an Bio-Lebensmitteln, die ich anbaue, ich bezahle, wann immer möglich, in bar, ich boykottiere Youtube, Facebook, Google und alle Mainstream-Medien (d.h. Ich bezahle nicht direkt für eines dieser Medien oder beschäftige mich in einer "kostenlosen" Nutzung, die Werbetreibende oder Data Mining fördert), ich kaufe bei kleinen Unternehmen ein und boykottiere Amazon, ich bleibe über natürliche Gesundheitsmodalitäten gesund, anstatt Arzneimittel zu verwenden, ich benutze keine 5G-Technologie oder "intelligente" Heimgeräte. Ich tue diese Dinge nicht, um "tugendhaft" zu sein, sondern weil ich denke, dass sie der effektivste Weg sind, wie ich ich selbst sein, die Macht der Elite untergraben kann, uns dysfunktional zu kontrollieren, und ein lebenswertes Leben zu führen. Ich beurteile andere nicht danach, ob sie an allen Aspekten der Kampagne teilnehmen oder nicht, insbesondere wenn ich weiß, dass es Zeit braucht, sich vom "Standardleben" auf die bewusste Existenz auszurichten, und dass der Druck der Angst immer vorhanden ist und es uns manchmal in Richtungen zwingt, in die wir lieber nicht gehen würden. Ich ermutige alle, die an Freiheit interessiert sind, sich selbst zu befreien, um die Maßnahmen zu ergreifen, die ihr Leben direkt verändern, und ihnen eine größere funktionale Kontrolle zu geben, ohne die Erlaubnis eines "Führers", eines "Vertreters" oder sogar "der Mehrheit" einzuholen. Es ist in Ordnung, einfach selbst damit weiterzumachen! Ich glaube an DICH. Quelle: www.globalresearch.ca
- Das Ende der westlichen Vorherrschaft
Die westlichen Sanktionen gegen Russland, die einseitig von Washington beschlossen wurden, werden als gerechte Strafe für die Aggression gegen die Ukraine dargestellt. Ohne auch über ihre völkerrechtliche Illegalität zu sprechen, kann jeder sehen, dass sie ihr Ziel nicht erreichen. In der Praxis isolieren die USA den Westen in der Hoffnung, ihre Hegemonie über ihre Verbündeten aufrechtzuerhalten. von Thierry Meyssan Für Thukydides war der Ehrgeiz von Sparta und Athen derselbe und konnte sie nur in den Krieg gegeneinander führen. Die russische und die chinesische Führung dagegen stellen sich eine multipolare Welt vor, in der jeder unterschiedliche Ambitionen haben könnte. Nichts würde sie dazu bringen, gegeneinander in den Krieg zu ziehen. Die Vereinigten Staaten, die erst spät an den Weltkriegen teilnahmen und auf ihrem Territorium keine Verluste erlitten, gingen siegreich aus den Weltkonflikten hervor. Nach Übernahme der europäischen Imperien, entwickelten sie ein Herrschaftssystem, das sie zum "Polizisten der Welt" machte. Ihre Hegemonie war jedoch nicht sicher und konnte der Entwicklung großer Nationen nicht widerstehen. Bereits 2012 begannen Politikwissenschaftler von der "Thukydides-Falle" zu sprechen, in Analogie zur Erklärung des griechischen Strategen für die Kriege zwischen Sparta und Athen. Ihnen zufolge machte der Aufstieg Chinas ebenfalls eine Konfrontation mit den Vereinigten Staaten unvermeidlich. Während China zur führenden Wirtschaftsmacht der Welt wurde und Russland zur führenden Militärmacht der Welt, beschloss Washington, sie beide nacheinander zu bekämpfen. In diesem Zusammenhang kommt der Krieg in der Ukraine ins Spiel. Washington stellt ihn als "russische Aggression" dar, ergreift Sanktionen und zwingt seine Verbündeten, sie ebenfalls zu ergreifen. Die erste Bemerkung, die einem in den Sinn kommt, ist, dass die Vereinigten Staaten, bewusst, dass sie militärisch minderwertig aber wirtschaftlich überlegen sind, beschlossen haben, ihr Schlachtfeld zu wählen. Die Analyse der beteiligten Kräfte und der ergriffenen Maßnahmen widerlegt jedoch diese Interpretation der Ereignisse. Washington ermordete den irakischen Präsidenten Saddam Hussein und den libyschen Führer Muammar Gaddafi, weil sie es gewagt hatten, die Dominanz des Dollars in Frage zu stellen. Dann plünderte der Westen ihre Zentralbanken. Das globale Wirtschaftssystem Das globale Wirtschaftssystem wurde 1944 durch die Bretton-Woods-Abkommen geschaffen. Sie zielten darauf ab, einen Rahmen für den Kapitalismus über die Krise von 1929 hinaus zu schaffen, für die der Nationalsozialismus nicht die Lösung war. Die Vereinigten Staaten zwangen ihre in Gold konvertierbare Währung als Referenz auf. Weder die Sowjetunion noch die Volksrepublik China nahmen an dieser Konferenz teil. 1971 beschloss Präsident Richard Nixon, die Golddollar-Parität inoffiziell zu beenden. Er konnte so den Vietnamkrieg finanzieren. Es gab in Wirklichkeit keinen festen Wechselkurs mehr. Die Maßnahme wurde aber erst nach Kriegsende, im Jahr 1976 offiziell. Zu dieser Zeit ging auch China ein Bündnis mit den angelsächsischen multinationalen Konzernen ein. Die Europäische Gemeinschaft (Vorfahre der EU) passte sich an, indem sie 1972 die jetzt freien Wechselkurse regulierte (die "Währungsschlange") und dann den Euro schuf. Ab 1981 begannen die Vereinigten Staaten, ihre Schulden abrutschen zu lassen. Sie stiegen von 40% ihres BIP auf heute 130%. Die USA versuchten, die Weltwirtschaft zu globalisieren, also solventen Ländern ihre Regeln aufzuzwingen und die staatlichen Strukturen der übrigen Länder zu zerstören (Rumsfeld/Cebrowski-Strategie). Um ihre Schulden zu bezahlen, druckten sie Dollar, spionierten die Unternehmen ihrer Verbündeten aus und stahlen alle Reserven von zwei großen Ölstaaten, dem Irak und Libyen. Niemand wagte es, etwas zu sagen, aber ab 2003 war das US-Wirtschaftssystem nicht mehr das, was es zu sein behauptete. Offiziell waren sie immer noch Liberale, aber jeder konnte sehen, dass sie ihre eigene Nahrung oder Grundbedürfnisse nicht mehr produzierten und dass sie sich nur noch von Raubzügen ernährten. Die US-amerikanische Wirtschaft, die bei der Auflösung der UdSSR ein Drittel der Weltwirtschaft ausmachte, liegt heute nur noch bei einem Zehntel. Viele Staaten kamen dem Ende der Bretton-Woods-Regeln zuvor und dachten über ein neues System nach. Im Jahr 2009 gründeten Brasilien, Russland, Indien und China die BRICS-Staaten, bald gefolgt von Südafrika, für Afrika. Diese Länder haben sich Finanzinstitutionen geschaffen, die im Gegensatz zum IWF und zur Weltbank ihre Kredite nicht von Strukturreformen oder politischen Verpflichtungen Washington gegenüber abhängen. Sie bevorzugen, in Leasing zu investieren, wobei das Gastland Eigentümer der Investition wird, wenn diese rentable geworden ist. Im Jahr 2010 gründeten Weißrussland, Kasachstan und Russland, bald gefolgt von Armenien, die Eurasische Wirtschaftsunion. Diese Grenzländer errichteten eine Freihandelszone mit Ägypten, China, Iran, Serbien, Singapur und Vietnam. Zu ihnen könnten Südkorea, Indien, die Türkei und Syrien hinzukommen. Im Jahr 2013 begann China sein riesiges Projekt der "Neuen Seidenstraßen". Im folgenden Jahr, als sein BIP das der Vereinigten Staaten in Kaufkraftparität übertraf, gründete Peking die Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB), und im Jahr 2020 schuf es ausländisches Kapital. Im Jahr 2021 hat die Europäische Union ihr „Global Gateway“ entwickelt, um mit China zu konkurrieren und ihr politisches Modell durchzusetzen. Doch diese Forderung wurde von vielen Ländern als kolonialer Ausbruch erlebt und war Gegenstand einer massiven Ablehnung. Allmählich haben sich der russische Block und der chinesische Block dank des gemeinsamen Projekts des „Great Eurasian Global Partnership“ (2016) im Rahmen der Shanghai Cooperation Organization einander angenähert. Es geht darum, den gesamten Raum zu entwickeln, indem ausgewogene Kommunikationskanäle auf den vom kasachischen Sultan Naserbajew definierten ideologischen Grundlagen geschaffen werden: Inklusivität, souveräne Gleichheit, Respekt kultureller und sozio-politischer Identität, Offenheit und Bereitschaft, andere Ensembles zu integrieren. Washingtons Versuch, diesen sich bildenden Komplex zu zerstören, hat keine Chance auf Erfolg. Es ist auffällig, dass: - der wirtschaftliche Angriff nicht mit der Invasion der Ukraine begann, sondern zwei Tage zuvor; - dass er sich in erster Linie gegen russische Banken, russische Milliardäre und die russische Gasindustrie richtet und überhaupt nicht gegen das neue eurasische Kommunikationssystem; und dass er schließlich darauf abzielt, Russland aus internationalen Organisationen auszuschließen, aber keine Staaten betrifft, die sich weigern, Russland zu verurteilen. Deshalb wird der wirtschaftliche Angriff sie in die Arme von Peking treiben. Mit anderen Worten, die USA isolieren nicht Russland, sondern sie isolieren den Westen (10% der Menschheit) vom Rest der Welt (90% der Menschheit). Der Vorgang der Trennung des Westens vom Rest der Welt 0. Gleich am nächsten Tag, nachdem Moskau die Unabhängigkeit der Volksrepubliken Donezk und Luhansk anerkannt hatte (21. Februar 2022), griffen die Vereinigten Staaten Russland wirtschaftlich an (22. Februar). Die Europäische Union folgte ihnen am Tag danach (23. Februar). Die Vnesheconombank und die Promsvyazbank wurden aus dem globalen Finanzsystem ausgeschlossen. Vnesheconombank (VEB. RF) ist eine regionale Entwicklungsbank. Sie hätte dem Donbass helfen können. Die Promsvyazbank (PSB) investiert hauptsächlich in den Verteidigungssektor. Sie hätte im Rahmen des Amtshilfevertrags eine Rolle spielen können. 1. Als Russland eine militärische Sonderoperation in der Ukraine begann (24. Februar), weiteten die Vereinigten Staaten den Ausschluss der beiden größten Banken der Welt auf alle russischen Banken aus (25. Februar). Die Europäische Union folgte diesem Beispiel (25. Februar). 2. Um zu verhindern, dass sich möglichst viele Staaten Russland anschließen, weitet Washington die Handelsverbote auf Weißrussland aus. Die Europäische Union begann, russischen Banken gemäß früheren US-Anweisungen den Zugang zum SWIFT-System zu entziehen, verlängerte ihrerseits die Sanktionen auf Weißrussland und zensierte russische Staatsmedien Russia Today und Sputnik (2. März). 3. Washington begann, wohlhabende russische Bürger (fälschlicherweise "Oligarchen" genannt) mit schlechten Beziehungen zum Kreml ins Visier zu nehmen (3. März) und die Einfuhr russischer Energieträger zu verbieten (8. März). Die Europäische Union folgte diesem Beispiel, widersetzte sich aber dem dringend benötigten Einfuhrverbot für russisches Gas (9. März). 4. Washington weitet die Finanzsanktionen innerhalb des IWF und der Weltbank aus, erweitert zudem die Liste der „Oligarchen“ und verbietet den Export von Luxusgütern nach Russland (11. März). Die Europäische Union zieht nach (15. März). 5. Washington stellt sicher, dass Duma-Mitglieder und Oligarchen im Westen keine Rechte mehr haben; dass Russland nicht mehr in der Lage sein wird, seine Vermögenswerte in den USA zu nutzen, um seine Schulden gegenüber den USA zu begleichen; und dass es nicht mehr in der Lage sein wird, sein Gold zur Begleichung seiner Schulden im Ausland zu verwenden (24. März). Die Europäische Union folgt ihm bei diesen Verboten. Sie verbietet die Einfuhr von russischer Kohle und Öl, aber immer noch kein Gasverbot. Die Antwort der restlichen Welt Dies ist ein äußerst überraschendes Phänomen: Den Vereinigten Staaten ist es gelungen, eine Mehrheit der Staaten auf ihre Seite zu ziehen, aber diese Staaten sind die am wenigsten bevölkerten der Welt. Alles sieht so aus, als hätten sie keine Möglichkeit, Druck auf Länder auszuüben, die zur Unabhängigkeit fähig sind. Infolge der einseitigen Aktionen der Angelsachsen und der Europäischen Union teilt sich die Welt in zwei heterogene Räume. Die Ära der wirtschaftlichen Globalisierung ist vorbei. Wirtschaftliche und finanzielle Brücken werden eine nach der anderen abgebrochen. Russland reagierte schnell und überzeugte seine BRICS-Partner, ihren Dollarhandel einzustellen und schließlich eine gemeinsame virtuelle Währung für ihre Börsen zu schaffen. Bis dahin werden sie in Gold weitermachen. Diese Währung sollte auf einem Korb von BRICS-Währungen basieren, proportional dem BIP jedes Mitgliedstaats, und auf einem Korb börsennotierter Rohstoffe. Dieses System sollte viel stabiler sein als das Aktuelle. Vor allem scheinen Russland und China ihren Partnern gegenüber viel respektvoller zu sein als der Westen. Sie fordern niemals Strukturreformen, weder wirtschaftliche noch politische. Die Ukraine-Affäre zeigt ganz offen, dass Moskau nicht versucht, Kiew die Macht zu entreißen und die Ukraine zu besetzen, sondern die NATO abzuwehren und die „Banderisten“ (die "Neonazis" laut der Terminologie des Kremls) zu bekämpfen. Nur sehr legitime Sachen, auch wenn die Methode brutal ist. In der Praxis erleben wir das Ende von vier Jahrhunderten Herrschaft der Westmächte und ihrer Imperien. Es ist ein Konflikt zwischen verschiedenen Arten zu denken. Der Westen denkt jetzt nur noch in Wochen. Mit dieser Kurzsichtigkeit könnte er das Gefühl haben, dass die Vereinigten Staaten Recht haben und die Russen Unrecht. Der Rest der Welt denkt dagegen in Jahrzehnten, sogar Jahrhunderten. In diesem Fall besteht kein Zweifel, dass die Russen Recht haben und der Westen als Ganzes falsch liegt. Darüber hinaus lehnt der Westen das Völkerrecht ab. Er griff Jugoslawien und Libyen ohne Genehmigung des Sicherheitsrates an und hat gelogen, um Afghanistan und den Irak anzugreifen. Er akzeptiert nur die Regeln, die er selbst macht. Dagegen streben die anderen Staaten eine multipolare Welt an, in der jeder Akteur gemäß seiner eigenen Kultur denkt. Sie sind sich bewusst, dass nur das Völkerrecht den Frieden in der Welt, wie sie sich ihn erträumen, bewahren würde. Anstatt Russland und China zu konfrontieren, entschieden sich die Vereinigten Staaten dafür, sich in ihr Imperium zurückzuziehen: den Westen zu isolieren, um seine Hegemonie aufrechtzuerhalten. Seit 2001 haben alle Staats- und Regierungschefs der Welt die Westmächte, insbesondere die Vereinigten Staaten, als verletzte Raubtiere betrachtet. Sie trauen sich nicht, ihnen zu widerstehen und suchen nach Wegen, sie freundlich auf den Friedhof zu begleiten. Niemand hatte gedacht, dass sie sich isolieren würden, um zu sterben. Quelle: www.voltairenet.org
- Ukraine: Der Zweite Weltkrieg geht weiter
Die NATO-Propaganda versucht, die Präsenz von Neonazis in der Ukraine herunterzuspielen, indem sie sie mit den gleichartigen kleinen Gruppen im Rest des Westens vergleicht. Die Wahrheit sieht ganz anders aus. Die „Banderisten“ haben in den letzten dreißig Jahren allmählich die Macht in diesem Land übernommen, indem sie die Geschichte umgeschrieben, die Jugend geformt und nacheinander alle Symbole des Staates geändert haben. Sie haben ein Drittel der Bevölkerung indoktriniert und machen gut ein Drittel der Streitkräfte aus. Ihr Ziel ist es, Russland zu zerstören, was sie mit Hilfe der Straussianer zu tun versuchen. von Thierry Meyssan Während er für die CIA arbeitete, schrieb der Verbrecher gegen die Menschlichkeit, Stepan Bandera, im Jahr 1950: "Die allgemeine Linie unserer Befreiungspolitik basiert auf der Tatsache, dass ein Kampf für einen unabhängigen ukrainischen Staat ein Kampf gegen Russland ist, nicht nur gegen den Bolschewismus, sondern gegen jeden expansionistischen russischen Imperialismus, der für das russische Volk typisch war. Wenn er durch eine andere Form des russischen Imperialismus ersetzt wird, wird Russland zuerst seine ganze Energie gegen die unabhängige Ukraine einsetzen, um sie zu versklaven. Das russische Volk ist verpflichtet, diesen Imperialismus zu unterstützen. Es wird alles tun, um die Ukraine in Sklaverei zu halten. Dies zeigt sich deutlich im politischen Denken und in den Gefühlen der russischen Massen, aller russischen Kreise, sowohl kommunistisch als auch antibolschewistisch." Dieser Artikel folgt auf: 1. „Russland will die USA zwingen, die UN-Charta zu respektieren“, 4. Januar 2022. 2. „Washington setzt den RAND-Plan in Kasachstan fort, dann in Transnistrien“, 11. Januar 2022. 3. „Washington weigert sich, auf Russland und China zu hören“, 18. Januar 2022. 4. „Washington und London, von Taubheit getroffen“, 1. Februar 2022, 5. „Washington und London versuchen, ihre Dominanz über Europa zu bewahren“, 8. Februar 2022. 6. „Zwei Interpretationen des ukrainischen Falles“, 16. Februar 2022. 7. „Washington läutet die Kriegsglocke, während die Alliierten sich zurückziehen“, 22. Februar 2022. 8. „Russland erklärt den Straussianern den Krieg“, 1. März 2022. 9. „Ein Haufen Rauschgiftsüchtiger und Neonazis" 10. „Israel fassungslos über ukrainische Neonazis“, 8. März 2022. 11. „Ukraine: die große Manipulation“, 22. März 2022. 12. „Die Neue Weltordnung, die unter dem Vorwand eines Krieges in der Ukraine vorbereitet wird“, 29. März 2022 13. „Die Kriegspropaganda ändert ihre Form“ , 5. April 2022. 14. „Das Bündnis des MI6, der CIA und der Bandera-Anhänger“, 12. April 2022. 15. "Das Ende der westlichen Vorherrschaft", 19. April 2022. In einem früheren Artikel habe ich gezeigt, wie und warum der MI6 und die CIA während des Kalten Krieges ein Bündnis mit den ukrainischen Banderisten eingegangen sind. Diese Männer und Frauen, die in Nürnberg hätten vor Gericht gestellt werden sollen, waren zu Schattensoldaten für die Sieger geworden. Sie konnten ihre antirussische Besessenheit in ihrem Dienst fortsetzen. Nach den vielen Reaktionen meiner Leser möchte ich hier erklären, wie sie die heutige Ukraine in Besitz nahmen, und dann den Zweiten Weltkrieg in mehreren Ländern auf eigene Faust wieder aufnahmen und fortsetzten. Vor allem möchte ich zeigen, wie diese Tollwütigen im Jahr 2000 von Hilfstruppen zu US-Stoßtruppen wurden. Sie schlossen einen Pakt mit den Leo-Strauss-Anhängern („Straussianern“) gegen Russland. Es ist dieser Pakt, der zum gegenwärtigen Krieg geführt hat. Banderisten im In- und Ausland Als die Sowjetunion ins Wanken geriet, traten die Banderistenführer des Landesinneren aus dem Dunklen und traten in die Legalität ein. Manche hatten den Zweiten Weltkrieg und die darauffolgende Zeit der Unruhen (1945-50) überlebt. Sie waren 1954 von Nikita Chruschtschow (einem ukrainischen Sowjet) begnadigt und vom System wieder aufgenommen worden. Sie waren in die kommunistische Verwaltung eingetreten. Sie hatten jedoch Verbindungen untereinander und zu externen Banderisten, denen des antibolschewistischen Blocks der Nationen (ABN) [1] und der Antikommunistischen Weltliga (WACL) [2], beibehalten. Als die UdSSR ins Wanken geriet, organisierte eine Handvoll Studenten, von denen einige Banderisten waren, im Oktober 1990 auf dem Maidan-Platz (damals "Oktoberrevolutionsplatz" genannt) eine Bewegung gegen jede Form von Assoziation mit Russland. Dies wird die "Granitrevolution" genannt; eine Zeit großer intellektueller Verwirrung. Zu dieser Zeit dachten viele Ukrainer nicht, dass sich die Russen wie sie vom sowjetischen Regime befreien wollten. Viele dachten, dass die UdSSR eine Form des russischen Imperialismus sei und dass die Russen versucht hätten, ihr Land zu zerstören. Als die Ukraine am 24. August 1991 ihre Unabhängigkeit erklärte, traten die „Banderisten“ im Allgemeinen an die Öffentlichkeit. Sie präsentierten sich nicht als ehemalige Nazi-Kollaborateure, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hatten, sondern als "Nationalisten" und antisowjetische Aktivisten. Da sie wichtige Positionen einnahmen, gelang es ihnen, die jungen Wehrpflichtigen dazu zu bringen, ein Dokument zu unterschreiben, in dem diese sich verpflichteten, Russland im Falle eines Konfliktes zu bekämpfen. Sie konnten auch 1992 eine öffentliche Demonstration mit 7000 Personen in den Straßen der Hauptstadt organisieren, die das 70-jährige Bestehen der Banderisten-Armee feierten, an der auch Banderisten aus dem Ausland teilnahmen, die in das Land zurückgekehrt waren. Die Reorganisation der „Banderisten“ (1990-98) Die im Land befindlichen Banderisten (OUN-B) haben sich auf die Sozial-Nationalistische Partei der Ukraine (SNPU), dann auf die Partei Swoboda(Freiheit) aufgeteilt, während die Kriegserfahreneren die ukrainische Nationalversammlung und die ukrainische Volksselbstverteidigungsmilizgründeten. Die Paramilitärs von Andriy Biletsky (dem "weißen Führer") trennten sich administrativ von Swoboda, um ihre eigene Organisation zu gründen. Aber Swoboda änderte sich nicht. Das Parteiprogramm behauptete weiterhin, dass es beabsichtige, "die gesamte russischsprachige Intelligenz physisch zu liquidieren und alle Ukraine-Gegner ohne Gerichtsverfahren schnell nieder zu schlagen". Die Partei beginnt, Karteien von Pro-Russen, Pro-Rumänen, Pro-Ungarn und Pro-Tataren zu erstellen, weil "diese Herde um etwa 5 bis 6 Millionen Individuen reduziert werden sollte". Die Selbstverteidigungsmiliz des ukrainischen Volkes wurde von einem externen Banderisten, Yuriy Shukhevytsch, dem Sohn eines berüchtigten Verbrechers gegen die Menschlichkeit geleitet. Seine Gruppe engagierte sich mit der CIA in Kriegen gegen die Russen, oft an der Seite der Islamisten. Ihre Anwesenheit bei den Georgiern in Abchasien (1998) wurde bestritten, aber bei den Rumänen in Transnistrien (1992), mit Osama bin Ladens arabischer Legion in Jugoslawien (1992-95), bei den Aserbaidschanern in Berg-Karabach (bis 1994) und vor allem bei den Islamisten während des ersten Tschetschenienkrieges, ist bezeugt. Mehrere Kämpfer wurden von der russischen Staatsanwaltschaft identifiziert, darunter Igor Mazur, Valeriy Bobrovitsch, Dmytro Korchynsky, Andriy Tyahnibok (Oleh Tyahniboks Bruder), Dmytro Jarosch, Vladimir Ma-malyga und Olexandr Muzytschko. Sie zeichneten sich sowohl durch ihren Kampfgeist als auch durch ihre Grausamkeit aus. Olexandr Muzytschko wurde vom islamischen Emirat Itschkeria (Tschetschenien) zum "Helden der Nation" erhoben, weil er "den [russischen] Offizieren die Finger gebrochen, ihre Augen ausgestochen, ihre Nägel und Zähne herausgerissen und andere niedergeschossen hat". Er wurde der Leiter der Leibgarde von Emir Dzhokhar Dudayev. Der Antibolschewistische Block der Nationen (ABN), dessen Hauptquartier in München in den Räumlichkeiten der CIA blieb, eröffnete Büros in Kiew. 1994 kandidierte die ABN-Präsidentin und Witwe des Nazi-Premierministers Jaroslaw Stetsko, Slava Stetsko, bei den Parlamentswahlen. Sie wurde gewählt (obwohl sie die ukrainische Staatsbürgerschaft nicht besaß), und wurde dann 1998 und 2002 wiedergewählt. Als älteste Abgeordnete der Werchowna Rada (Parlament) leitete sie die Eröffnungssitzung am 19. März 1998. Bei dieser Gelegenheit hielt sie eine Rede unter dem Applaus ihrer Kollegen (aber ohne die Anwesenheit der kommunistischen Abgeordneten, die den Raum verließen). Sie lobte Stepan Bandera und Jaroslav Stetsko und schloss mit ihrem Schlachtruf "Ehre der Ukraine!" Sie starb im Alter von 82 Jahren am 12. März 2003 in München. Die Ermordung von Georgiy Gongadze (2000) Während Leonid Kutschmas Präsidentschaft privatisierte er alles, was er konnte. Der Reichtum konzentrierte sich auf dreizehn Leute, die Oligarchen, die in drei Banden (Donezk, Dnipropetrowsk und Kiew) gruppiert waren. Sie hatten bald mehr Macht als die Politiker. Dieses System, das immer noch Bestand hat, beraubt die Ukrainer ihrer Souveränität und stiftete Verwirrung. Im Jahr 2000 verschwand der Journalist Georgiy Gongadze, der in Georgien mit Banderisten gekämpft und dann die Korruption von Präsident Kutschma und seiner Entourage untersucht hatte. Seine Leiche wurde später gefunden, enthauptet und mit Dioxin besprüht, um die Identifizierung zu erschweren. Damals ließ der Vorsitzende der Werchowna Rada Aufzeichnungen eines Gesprächs zwischen Präsident Kutschma und seinem Stabschef und seinem Innenminister durchsickern, wie Georgiy Gongadze zum Schweigen gebracht werden soll. Das Ende der Kutschma-Präsidentschaft ist erbärmlich. Ende 2000 organisierte der US-Botschafter Lev E. Dobriansky (der Führer der Banderisten in den USA) in Washington eine parteiübergreifende Konferenz über die bilateralen Beziehungen zwischen den USA und der Ukraine. 70 Reden wurden dort gehalten und 12 Arbeitsgruppen trafen sich dort. Die republikanische Delegation wurde von dem Straussianer Paul Wolfowitz geleitet, während die demokratische Delegation von Zbigniew Brzeziński geleitet wurde. Wolfowitz sprach zuerst. Nachdem er die Liquidierung von Atomwaffen, die Schließung des Kraftwerks Tschernobyl und den Beitritt zur NATO-Partnerschaft für den Frieden begrüßt hatte, kündigte er die Freigabe eines IWF-Darlehens in Höhe von 2,6 Millionen Dollar an und den Druck von Washington, damit die EU die Ukraine unter ihren Mitgliedern aufnimmt. Er betonte vor allem, dass Russland immer noch eine imperialistische Macht sei, wie der Krieg in Tschetschenien zeige, an dem die Banderisten teilnahmen. Man sollte sie daher gegen Russland unterstützen. Brzezinski verglich unterdessen die Ukraine mit Russland, um sie als demokratischer und weniger korrupt einzuschätzen. Er argumentierte ausführlich, damit man sie nicht länger als postsowjetischen Staat, sondern als einen europäischen Staat betrachte, und damit sie dem geschlossenen Club der Europäischen Union beitreten könne. Das Unvermeidliche war ausgesprochen worden: Die während des Kalten Krieges verbündeten Banderisten wurden nun als Verbündete der Vereinigten Staaten der im Aufbau befindlichen unipolaren Welt anerkannt. 2004: Die Orangene Revolution Die Nachfolge des Präsidenten sollte das Gleichgewicht zwischen den Clans nicht verändern. Kutschma (Dnipropetrowsk-Clan) entschied sich schließlich für die Kandidatur seines Premierministers Viktor Janukowitsch (Donezk-Clan). Die Wahl ging für ihn günstig aus, provozierte aber einen starken Protest, der vom Kiewer Clan (unterstützt von der National Endowment for Democracy - [3]) geschürt wurde. Die Wahl wurde annuliert. Bei der zweiten Wahl gewann Viktor Juschtschenko. Dies wird als "Orangene Revolution" bezeichnet. Das neue Team spaltete sich jedoch schnell zwischen Viktor Juschtschenko auf der einen Seite und Julia Timoschenko auf der anderen Seite. Die Banderisten nutzten diese innere Spaltung der Oligarchie, um ihre Leute in beiden Lagern ein wenig mehr voranzubringen. Am 8. Mai 2007 gründeten in Ternopil die Selbstverteidigungs-Banderisten des ukrainischen Volkes und die Islamisten auf Initiative der CIA eine antirussische "Antiimperialistische Front" unter der gemeinsamen Präsidentschaft von Dmytro Jarosch und dem Emir von Itschkeria, Dokka Umarov. Organisationen aus Litauen, Polen, der Ukraine und Russland nahmen daran teil, darunter islamistische Separatisten von der Krim, Adygeja, Dagestan, Inguschetien, Kabardino-Balkarien, Karatschaiwo-Tscherkessien, Ossetien, und Tschetschenien. Da Dokka Umarow wegen internationaler Sanktionen nicht dorthin gehen konnte, ließ er seinen Beitrag vorlesen. Alfred Rosenbergs Ministerium für den Orient und Stepan Banderas ABN wurden, vor dem ukrainischen Staat geschützt, in einer anderen Form wiederbelebt. Die Spaltung des Kiewer Clans im Jahr 2010 kam der Wahl von Viktor Janukowitsch zugute. Letzterer ersetzte das Clansystem durch seine Familie, die er auf die wichtigsten Posten des Staates setzte. Es wurde wichtiger, gute Beziehungen zu einem seiner Verwandten zu pflegen, als diesen oder jenen Oligarchen zu vertreten. Allmählich wurde das gesamte politische und wirtschaftliche Leben durch Präsident Janukowitsch über seine politische Partei, die Partei der Regionen, kontrolliert. Fünf Oligarchen werden aus dem System ausgeschlossen. Sie werden sich mit den Straussianern und den Banderisten verbünden, um die Macht zurückzugewinnen. Während dieser Zeit ging die Propaganda jedoch weiter und die Ukrainer gewöhnten sich an die Anwesenheit der Banderisten, die jetzt vom jüdischen Oligarchen Ihor Kolomojskyj finanziert wurden. Im Jahr 2011 gelang es ihnen, ein Gesetz zu verabschieden, das das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs verbot, weil er von den Sowjets gewonnen und von den Banderisten verloren worden war. Aber Präsident Viktor Juschtschenko weigerte sich, es zu verkünden. Wütend griffen die Banderisten die Prozession der Veteranen der Roten Armee an und schlugen alte Männer zusammen. Zwei Jahre später schafften die Städte Lemberg und Iwano-Frankiwsk die Siegeszeremonien ab und verboten jede Zurschaustellung von Freude. Präsident Juschtschenko machte dies am Ende seiner Amtszeit wieder wett, indem er Stepan Bandera zum "Helden der Nation" erhob. Als die Kommunistische Partei sich wunderte, dass ein jüdischer Finanzier Neonazis förderte, antwortete das Jüdische Komitee der Ukraine, dass er eine neue Version der antisemitischen Behauptung weitergab, nach der es die Juden waren, die die Bolschewiki an die Macht brachten und dass es die Juden waren, die den Zweiten Weltkrieg auslösten. Ebenso war niemand übermäßig besorgt, als Irina Farion, Swoboda-Abgeordnete von 2012 bis 2014, sagte: "Wir haben nur einen Weg: Moskau zu zerstören. Dafür leben wir, deshalb sind wir in die Welt gekommen: um Moskau zu zerstören. Nicht nur die Moskauer auf unserem Land zu zerstören, sondern auch dieses schwarze Loch der europäischen Sicherheit, das von der Landkarte der Welt gelöscht werden muss". Während der Revolution der Würde (2014) wird der mysteriöse Leiter des Pravy Sector, Dmitryo Jarosch, der Menge auf dem Maidan-Platz in Kiew vorgestellt. Wie man sehen kann, heißen ihn die Ukrainer herzlich willkommen und greifen seine Parolen auf. Die Sequenz endet mit dem Schlachtruf der Banderisten: "Ehre der Ukraine!" ("Slava Ukraina!"). Während die Revolution der Würde noch nicht vorbei ist, organisieren die Banderisten einen Fackelmarsch in Kiew zu Ehren des Verbrechers gegen die Menschlichkeit Stepan Bandera. Es ist keine kleine Gruppe mehr. Die Revolution der Würde, bekannt als EuroMaidan (2014) Die Revolution der Würde im Jahr 2014 wurde von der Straussianerin Victoria Nuland mit Hilfe schlachtfelderprobter Banderisten organisiert. Diese Ereignisse sind allen bekannt, ich werde nicht auf sie zurückkommen. Diesmal war es ein Oligarch, Petro Poroschenko, der Präsident wurde. Die offiziellen Posten wurden von den Banderisten besetzt. Ein Drittel der Minister kam aus der Swoboda Partei oder der Selbstverteidigungsmiliz des ukrainischen Volkes. Andriy Parubiy wurde Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates und Dmytro Jarosch sein Stellvertreter. Sofort verbot das neue Regime die russische Sprache, die zu Hause von mehr als 40% der Bevölkerung gesprochen wird. Da die Krim diese Rückkehr der Geschichte ablehnte, stimmte sie für die Unabhängigkeit und trat der Russischen Föderation bei, während sich die Donbass-Oblaste (Donezk und Lugansk) für autonom erklärten. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko beabsichtigt nicht, die Minsker Vereinbarungen umzusetzen. Er beabsichtigt, seinen Landsleuten im Donbass den Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen zu verwehren, solange sie sich ihm entgegenstellen. Im März 2014 änderten die ukrainische Nationalversammlung und die ukrainische Volksselbstverteidigungsmiliz ihren Namen in den Rechten Sektor unter der Autorität von Dmytro Jarosch und Andriy Biletsky. Im April 2015 erklärte die Werchowna Rada die Mitglieder der Organisation der Ukrainischen Nationalisten (OUN) zu "Unabhängigkeitskämpfern". Das Gesetz wurde im Dezember 2018 von Präsident Poroschenko verkündet. Die ehemaligen Waffen-SS-Mitglieder hatten rückwirkend Anspruch auf Ruhestand und alle Arten von Leistungen. Die Lehrpläne der Schulen werden so geändert, damit die Kinder die neue Geschichte lernen: Der Zweite Weltkrieg ist nicht beendet. Er wird bald mit der Niederlage Russlands und dem Triumph der Ukraine enden. Die Banderisten setzten ihr Gesetz überall in der Art der Nazi-Angriffssektionen (SA) der 30er Jahre durch. Sie betraten die Gerichte, um Richter zu bedrohen, Verwaltungen, Bürgermeister und Gouverneure zu zwingen. Ihre berühmteste Ausschreitung ist der Brand des Hauses der Gewerkschaften in Odessa [4]. Niemand war übermäßig besorgt, als Irina Farion, Abgeordnete für Swoboda, erklärte: "Wir haben nur einen Weg: Moskau zu zerstören. Deshalb leben wir, deshalb sind wir auf die Welt gekommen: um Moskau zu zerstören. Nicht nur die Moskauer auf unserem Land zu vernichten, sondern auch dieses schwarze Loch der europäischen Sicherheit, das von der Landkarte der Welt gelöscht werden muss". Am 24. Oktober 2016 änderte Präsident Poroschenko das Wappen des Geheimdienstes. Es ist jetzt eine Eule, die ein Schwert hält, das gegen Russland gerichtet ist mit dem Motto "Der Weise wird über die Sterne herrschen". Die Wahl von Wolodymyr Selenskyj (2019-) Der jüdische Oligarch und Sponsor der Banderisten, Ihor Kolomojskyj, lanciert den Komiker Wolodymyr Selenskyj in die Politik. Er strahlte seine Fernsehserie Diener des Volkes aus, organisierte dann eine politische Partei für ihn und präsentierte ihn schließlich bei den Präsidentschaftswahlen. Alexej Arystowitsch, der strategische Kommunikationsberater von Präsident Selenskyj, gibt eine Vorlesung für politische Kommunikation und fragt: "Wie kann man täuschen? Wer kann die Prinzipien definieren? ". Er bemerkt, dass die Antworten nicht kommen, und erklärt: "Man muss genau das Gegenteil sagen. Wenn du stark bist, zeige, dass du schwach bist. Wenn du in der Nähe bist, zeige, dass du weit weg bist. Wenn du weit weg bist, zeige, dass du nah dran bist. Wir müssen das Gegenteil der realen Situation tun. Beachten Sie, dass dies keine triviale Sache ist. Wie betrügt man genau? Welche Richtung wählen, um zu betrügen, um richtig und erfolgreich zu betrügen. Täuschen, um es wissenschaftlich auszudrücken". Sein Programm basiert auf sechs Punkten: Dezentralisierung der Macht nach europäischen Standards Umwandlung der öffentlichen Verwaltungen in Präfekturen nach europäischem Vorbild Anhebung des Lebensstandards der Ukrainer über den europäischen Durchschnitt Annahme der notwendigen Gesetze für die Umsetzung eines Assoziierungsabkommens zwischen der Ukraine und der EU Ausbau der Zusammenarbeit mit der EU und der NATO Reform der Streitkräfte im Einklang mit den NATO-Standards. Die Ukrainer, die den Kreuzzug dieses jungen Künstlers gegen die Korruption zu schätzen wissen, lassen sich von seinem europäischen Traum verführen und verstehen nicht, was seine Bewunderung für die NATO bedeutet, wählen ihn am 21. April 2019 mit 73% der Stimmen. Im März 2021 benennen die Stadt Ternopil und dann die Oblast Lwiw ihre Sport-Stadien zu Ehren von General Roman Schuchewytsch (dem Vater des Gründers der ukrainischen Volksselbstverteidigungsmiliz) und Stepan Bandera um. Im März 2021 benennen die Stadt Ternopol und später die Oblast Lwiw ihre Stadien zu Ehren von General Roman Shukhevych (Vater des Gründers der Ukrainischen Volks-Selbstverteidigungsmiliz) und Stepan Bandera um. Am 2. November 2021 wird Dmitryo Jarosch Berater des Oberbefehlshabers der ukrainischen Streitkräfte, General Valerii Zaluzhnyi. Alle banderistischen paramilitärischen Organisationen, d.h. 102.000 Mann, werden in die Streitkräfte der Ukraine eingegliedert. Ein Plan für den Angriff auf die Krim und den Donbass wird erstellt. Die NATO, die bereits Militärausbilder vor Ort hat, liefert Waffen. Am 24. Februar 2022 griff der russische Präsident Wladimir Putin die Ukraine an, um "das Land zu entnazifizieren". Quelle: www.voltairenet.org
- Nuklearkrieg mit Russland?
In dieser Ausgabe von "Scheer Intelligence" diskutiert der Atomwaffenexperte Ted Postol mit Robert Scheer darüber, wie die Ukraine-Krise die Welt über den "Point of no Return" hinausführen könnte. Wenn sich der Krieg in der Ukraine zu einem Atomkrieg zwischen USA/NATO und Russland ausweitet, wäre die US-Air Base Ramstein ein Primärziel. Ihre herausragende militärische Bedeutung wurde durch das von Pentagon-Chef Austin dorthin einberufene Treffen wieder einmal überdeutlich. Was dann nicht nur in Ramstein passieren würde, geht aus dem nachfolgend abgedruckten Interview hervor. Interview mit dem US-Atomwaffenspezialisten Ted Postol: "Eine Feuerwand, in der alles um uns herum mit der Temperatur des Sonnenmittelpunkts verglühen würde!" In dieser Ausgabe von "Scheer Intelligence" diskutiert der Atomwaffenexperte Ted Postol (im Interview abgekürzt TP) mit Robert Scheer (abgekürzt RS) darüber, wie die Ukraine-Krise die Welt über den "Point of no Return" hinausführen könnte. Nach dem Ende des Kalten Krieges schien die Gefahr eines Atomkrieges jahrzehntelang in den Hintergrund zu treten. Der Klimawandel rückte als existenzielle Krise unserer Zeit in den Mittelpunkt, und für ein paar kurze Jahre schien es, als hätten die Atommächte durch Verträge und Diplomatie, wie fehlerhaft sie auch (gewesen sein mögen, s. http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_19/LP03319_180319.pdf ), die Möglichkeit eines erneuten Einsatzes von Atomwaffen beiseite geschoben. [Bis heute haben nur die USA Atomwaffen gezündet – beide in Japan – und sie sind nach wie vor das Land mit dem bei weitem größten Atomwaffenarsenal.] Nun, da mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine eine neue, beängstigende Ära begonnen hat wird immer deutlicher, dass die Gefahr eines Atomkriegs uns alle wieder nachts wach hält. Ted Postol, Physiker und Atomwaffenexperte sowie emeritierter MIT-Professor, erklärt Robert Scheer in der aktuellen Ausgabe von Scheer Intelligence, wie tödlich das derzeitige Vabanquespiel zwischen den USA und Russland ausgehen könnte. Postol hat vor seiner Zeit am Massachusetts Institute of Technology an der Stanford University und in Princeton gelehrt und war außerdem wissenschaftlicher und politischer Berater des Chefs der Marineoperationen sowie Analyst im Office of Technology Assessment. Sein Fachwissen über Atomwaffen veranlasste ihn, die Behauptungen der US-Regierung über die Raketenabwehr zu kritisieren, wofür er 2016 den Garwin-Preis der Federation of American Scientists erhielt. Scheer, der das Buch "With Enough Shovels: Reagan, Bush und der Atomkrieg" schrieb, lernte Postol vor 30 Jahren kennen, als die beiden an einem historischen Seminar am Stanford Center for International Security and Cooperation über die Gefahr eines Atomkriegs teilnahmen. Aus seiner Expertenperspektive lässt Postol angesichts der eskalierenden Rhetorik sowohl in den USA als auch in Russland alle Alarmglocken läuten, die man sich in Bezug auf Atomwaffen vorstellen kann. Der MIT-Professor stellt unmissverständlich fest, dass die Angriffe Russlands auf die Ukraine, die sowohl er als auch Scheer als Kriegsverbrechen bezeichnet haben, keineswegs gerechtfertigt waren, dass aber die Rolle der NATO in der aktuellen Krise unbedingt berücksichtigt werden muss, um die nukleare Bedrohung zu verstehen. Postol erklärt, dass die USA dringend aus der Vergangenheit und der Gegenwart lernen müssen, wenn wir kurz- oder langfristig einen Atomkrieg vermeiden wollen, und beklagt die mangelnde Bereitschaft der politischen Führung und der Medien der USA, auch über die Handlungen des (eigenen) Landes nachzudenken. In einem Moment, den die wenigsten Zuhörer vergessen werden, bittet der "Scheer Intelligence"-Moderator den führenden Experten, darzulegen, was mit den Amerikanern (und vor allem mit den Deutschen, s. dazu auch http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP14117_010917.pdf ) passieren würde, wenn Russland seine zerstörerischsten Waffen einsetzt. "Sagen Sie uns, worüber reden wir hier?" fragt Scheer seinen Gast, "Reden wir darüber dass Städte in den USA das gleiche Schicksal wie Hiroshima und Nagasaki erleiden könnten?" "Wir reden von einer Feuerwand, in der alles um uns herum mit der Temperatur des Sonnenmittelpunkts verglühen würde," warnt Postol feierlich. Lesen Sie das vollständige Gespräch zwischen Scheer und Postol nach, in dem beide über Wladimir Putins Beweggründe für die Möglichkeit des Einsatzes des russischen Atomwaffenarsenals nachdenken und darüber, dass die USA in diesem beängstigenden Klima in vielerlei Hinsicht ihr schlimmster eigener Feind sein könnten. Fee Strieffler und Wolfgang Jung haben in dankenswerter Weise dieses lange Interview mit Deeple-Unterstützung übersetzt, die Ergänzungen und Links in runden Klammern hinzugefügt und uns mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. RS: Hallo, hier ist Robert Scheer mit einer weiteren Ausgabe von Scheer Intelligence, und die Informationen stammen natürlich wie immer von meinen Gästen: In diesem Fall von Theodore Postol, Ted Postol, einem unserer führenden Experten auf dem Gebiet der nuklearen Kriegsführung und der gesamten Bedrohung durch einen Atomkrieg. Von einem wirklichen Experten, den ich vor drei Jahrzehnten am Stanford Center – es heißt Stanford Center for International Security and Cooperation – kennen gelernt habe. Wir hatten beide an einem Seminar teilgenommen - ich hatte gerade ein Buch über nukleare Kriegsführung geschrieben und war dazu eingeladen worden. Auch Condoleezza Rice war dabei. Sie wurde dann Rektorin in Stanford und später nationale Sicherheitsberaterin des ersten Präsidenten Bush und Außenministerin. Es war also eine hochkarätige Gruppe von Spitzenphysikern, angeführt von einem Mann namens Sidney Drell, der Zugang zu den geheimsten Informationen hatte. Wir waren damals sehr besorgt darüber, dass ein Plan für einen Atomkrieg entwickelt werden sollte, den man gewinnen könne und gewinnen wollte. Mit dem Ende der Sowjetunion und dem eigentlich erwarteten Ende des Kalten Krieges ist die nukleare Bedrohung dann angeblich von der Bildfläche verschwunden, aber im Moment ist sie wieder größer als je zuvor. (Nicht nur) Wladimir Putin hat die Möglichkeit angesprochen, diese Waffen tatsächlich einsetzen zu wollen, wenn andere Mittel versagen. Wir befinden uns also mitten in einer Diskussion – und die meisten Medien und Politiker ignorieren diese Gefahr – in der sogar schon an den Einsatz kleinerer Atomwaffen gedacht wird. Es gibt eine ganze Reihe neuer Technologien, die sie "verwendbar" machen sollen. Deshalb wende ich mich an jemanden, der, wie ich schon sagte, auf diesem Gebiet führend war. Ted, erzählen Sie uns etwas über Ihren Hintergrund, Ihre Arbeit im Pentagon, Ihre akademische Arbeit und was Sie über die aktuelle Gefahr eines Atomkriegs denken. Bin ich ein Panikmacher? TP: Nein, ich glaube nicht, dass Sie ein Panikmacher sind. Ich denke, dass die Dinge extrem gefährlich sind. Es ist sehr schwer, das zu quantifizieren, weil es so viele Unbekannte gibt, aber die Gefahr ist mindestens so groß wie während der Kuba-Krise. Und mein Bauchgefühl, und das ist alles, worauf ich mich stützen kann, sagt mir, dass die heutige Situation sogar noch viel gefährlicher ist. Aber lassen Sie mich Ihnen ein wenig über meinen Hintergrund erzählen, damit Ihre Zuhörer eine Vorstellung davon bekommen, woher meine Erfahrung kommt. Ich bin kein normaler Akademiker, kein Karrieretyp; ich bin erst zur Wissenschaft gekommen, nachdem ich einige Jahre im Pentagon verbracht hatte. Ich arbeitete als wissenschaftlicher und politischer Berater des Chefs der Marineoperationen, und während dieser Zeit konnte ich ein sehr breites Spektrum an Erfahrungen sammeln und an vielen Verantwortlichkeiten teilhaben. So habe ich zum Beispiel technische und politische Ratschläge zu den Entscheidungen gegeben, die wir in Bezug auf den ballistischen Flugkörper Trident II treffen mussten. Dieser Flugkörper war damals noch nicht auf unseren U-Booten stationiert, denn das war in den frühen 1980er Jahren; wir hatten die Trident I, aber wir bereiteten die Marine damals auf die Trident II vor, und es gab viele technische Kompromisse, über die wir nachdenken mussten. In dieser Zeit war ich auch stark in die eigentliche Atomkriegsplanung eingebunden. Ich arbeitete also an der Lösung von Problemen, wenn man es so nennen will, die bei der Planung eines Atomkriegs auftreten. Ich war also bestens mit den Plänen vertraut und befasste mich auch mit der politischen Umsetzung dieser Pläne – wobei ich klarstellen sollte, dass ich die ganze Sache damals noch nicht für verrückt hielt. Aber das hatte keinen Einfluss auf meine technische Verantwortung innerhalb der Navy-Struktur. Ich hatte die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass bestimmte Dinge in Anbetracht dessen, worüber die Leute nachdachten, in angemessener Weise getan wurden. Ich habe sicherlich viele Male deutlich gemacht, dass ich den Rahmen für die Planung nicht für sehr solide hielt, aber das ist eine andere Diskussion. Ich war auch an der Bewertung der strategischen Fähigkeiten zur Bekämpfung der U-Boote beteiligt, die von den Russen gegen die USA eingesetzt werden konnten, auch an der Bewertung der Fähigkeiten, die den USA damals gegen die Russen zur Verfügung standen. Damals waren die russischen U-Boote sehr laut, was heute nicht mehr der Fall ist. Und sie waren so laut, dass wir sie über große Entfernungen verfolgen konnten. Wir wussten im Grunde genommen sehr genau, wo sich viele dieser U-Boote aufhielten, wenn sie auf See waren. Dies war also eine enorme Schwachstelle der russischen U-Boote, die sie heute nicht mehr haben. Ich habe auch an der Raketenabwehr gearbeitet. Insbesondere habe ich mich eingehend mit den russischen Systemen zur Raketen- und Luftabwehr befasst, die einige Merkmale aufwiesen, die darauf hindeuteten, dass sie für einen doppelten Zweck konzipiert waren, nämlich auch für den Angriff auf Interkontinentalraketen. In Wirklichkeit waren sie dazu aber nicht in der Lage. Die Russen hatten keine realistische Möglichkeit, ICBMs der USA abzufangen. Nur die US-Geheimdienstler hatten diese Idee, obwohl fast keine Abfang-Chance bestand, und bliesen sie zu einer Bedrohung auf. Zu dieser Zeit wurde das aber als echtes Problem betrachtet, das in den ABM-Vertrag von 1972 einfloss. Ich untersuchte die amerikanischen Raketenabwehrsysteme und die Technologie, die uns zur Verfügung stand, und beschäftigte mich intensiv damit, was mich zu einem ausgesprochenen Kritiker der Strategischen Verteidigungsinitiative (Strategic Defense Initiative, SDI) werden ließ, denn es war klar, dass diese Technologie nicht einmal annähernd in der Lage war, das zu leisten, was behauptet wurde. Das ist also das Spektrum, mit dem ich mich damals beschäftigt habe. RS: Übrigens, nur eine Fußnote zur Strategischen Verteidigungsinitiative, die umgangssprachlich als Star Wars bekannt ist. Als ich mit Ihnen auf diesem Rüstungskontrollseminar war, traf ich auch Edward Teller, den Vater der Wasserstoffbombe, der ein großer Befürworter der Star Wars-Raketenabwehr war. Die Idee, dass man feindliche Raketen abschießen könnte, hielten einige vorsichtige Leute für "destabilisierend", weil dadurch ein atomarer Erstschlag der USA gegen Russland möglich werde. Mit den angeblich von den Russen entwickelten Hyperschallwaffen dürfte das aber wieder unmöglich geworden sein. Nichtsdestotrotz saß ich auf dem Weg von L.A. nach San Jose zu unserem Seminar zufällig in einem Flugzeug mit Edward Teller. Als wir aus dem Flugzeug stiegen, fragte er: "Was machst du hier oben? Und ich sagte, ich gehe zu dem Seminar, das Sid Drell gibt. Er sagte mir, stell sicher, dass Sid dir von den großartigen Ergebnissen erzählt, die wir mit dem Cottage-Test erzielt haben. Das war damals das größte Geheimnis, und er behauptete, sie seien fündig geworden und hätten wirklich die Mittel, um die SDI-Waffe herzustellen. Als ich aber Sid Drell, der Zugang zu allem hatte, danach fragte, wurde der ganz blass, nahm mich mit aus dem Gebäude und sagte: "Was hat Teller da wieder erzählt? Er hätte überhaupt nicht darüber reden dürfen; ich werde jedenfalls nicht darüber reden, denn das ist ein gigantischer Betrug." Ich erinnere mich noch genau an diesen Moment, denn später kam heraus, dass der Test tatsächlich fehlerhaft war und keine positiven Ergebnisse gebracht hatte. Aber Präsident Reagan hat trotzdem an SDI geglaubt. Viele Jahre später hatte ich die Gelegenheit, ihn zu interviewen, als er für das Präsidentenamt kandidierte. Wir sprachen über Fragen der nuklearen Kriegsführung, und er hatte immer noch Ideen dazu. Aber als er sich in diesem historischen Moment mit Gorbatschow traf, sahen sie sich beide an, sprachen miteinander und sagten, was Reagan schon mehrmals gesagt hatte – dass sie diese Waffen loswerden wollten. Und sie begannen tatsächlich einen Abrüstungsprozess. Versetzen Sie uns also zurück. Wie sind wir von diesem Moment des Optimismus über das Ende des Kalten Krieges dahin gekommen, wo wir jetzt stehen? Und Sie haben auch noch nicht die Frage beantwortet: Wie alarmierend ist die derzeitige Situation? Es ist also eine zweigleisige Frage. Wie sind wir vom Gorbatschow-Reagan-Treffen in Reykjavík hierher gekommen, und wie besorgniserregend ist die aktuelle Situation, in der Wladimir Putin den Westen daran erinnert hat, dass er über ein riesiges Atomwaffenarsenal verfügt? TP: Nun, ich denke, Gorbatschow und Reagan waren ernsthaft (um atomare Abrüstung) bemüht. Aber die Leute, die sich selbst als Experten für Politik halten – Leute wie Richard Pearl, der damals eine große Figur war – hielten Gorbatschow und Reagan für naiv. Dem stimme ich im Übrigen nicht zu; ich denke, die Politiker hatten Recht, und naiv waren die so genannten Experten. Ich habe in dieser Expertengemeinschaft gelebt, und ich habe so vieles gehört, was man, wenn man sich intellektuell klar und gut informiert und mit den Dingen auseinandersetzt, sofort als völligen Unsinn erkennen konnte. Nur Ignoranten beharren auf den Atomwaffen. Und leider wird das meiste von dem, was diese "Experten" behaupten – sogar von selbst gut ausgebildeten Leuten – einfach ungeprüft übernommen. Nur wenn man ein echter Experte ist – und das waren diese Leute nicht, auch wenn sie sich selbst dafür hielten – versteht man etwas von der Realität dieser Waffen. Um einen Begriff zu verwenden, der oft überstrapaziert wird, ich denke, dass der "tiefe Staat" sowohl in Russland als auch in den Vereinigten Staaten – aber mehr bei uns als in Russland, zumindest soweit ich das beurteilen kann – dass der tiefe Staat in den USA im Grunde die Ideen und Ziele von Ronald Reagan untergraben hat. Und natürlich war auch Gorbatschow in Russland mit einem ähnlichen Problem konfrontiert. Es gibt also diese einflussreichen Institutionen in beiden Ländern. Sie sind voll von Leuten, die wirklich an diese schrecklichen Waffen glauben oder zumindest glauben, dass sie nützlich sein könnten. Und weil sie das glauben, sind sie auch davon überzeugt, dass es im besten Interesse ihrer Länder ist, auch weiterhin auf Atomwaffen zu setzen. Dabei verwechseln sie nur ihr eigenes Interesse mit dem Interesse ihrer jeweiligen Länder. Sie ergreifen Maßnahmen, um die Direktiven der Präsidenten zu unterlaufen, und deshalb setzen sie sich immer wieder durch, ohne dass dieses System wirklich hinterfragt wird – trotz des bemerkenswerten und tatsächlich außerordentlich einsichtigen Urteils der beiden genannten Politiker. Es war also das System (des tiefen Staates), das gesiegt hat. Und weil ich kein Soziologe bin, fällt es mir sehr schwer, das überhaupt zu verstehen. Ich glaube aber, dass diese (verdeckt arbeitenden) Organisationen so groß und so voll von Menschen sind, von denen viele an die falschen Dinge glauben. Diese gigantischen Organisationen sind außerordentlich schwer zu verändern, was einer der Gründe ist, warum dieser außergewöhnliche Vorschlag – der uns vor der gegenwärtigen Situation hätte retten können – nie umgesetzt wurde. Und nun befinden wir uns in einer Situation, in der die atomare Vernichtungskraft der USA gegen Russland, also die besondere Fähigkeit die russischen Interkontinentalraketen zu zerstören, darin besteht, nukleare US-Sprengköpfe nahe genug an die gehärteten russischen Silos für ICBMs (Intercontinental Ballistic Missiles) zu platzieren, um sie mit den darin befindlichen Raketen zerstören zu können. Das erfordert eine Treffgenauigkeit in der Größenordnung von bis zu 100 Metern. Die US-Nuklearwaffe, die uns dafür zur Verfügung steht, würde ausreichen, um ein Stadtgebiet mit einem Radius von vier bis fünf Meilen (ca. 5-8 km) zu zerstören. Das ist ein Gebiet von knapp 79 Quadratmeilen (gut 200 km²). Wenn also von atomarer Kriegsführung die Rede ist, geht es um eine ganz spezielle Eigenschaft der Waffe: um ihre Fähigkeit, sie gegen sehr harte unterirdische Strukturen einsetzen zu können. Aufgrund eines Modernisierungsprogramms, das in den letzten zehn Jahren durchgeführt wurde, sind wir jetzt in der Lage, alle 1.000 landgestützten russischen ICBMs, – das ist etwa die Hälfte ihrer Langstreckenraketen – mit 20% der US-Sprengköpfe zu zerstören. Das bedeutet, dass 80% der Sprengköpfe, die uns zur Verfügung stehen, für andere Zwecke genutzt werden könnten – für die Zerstörung von verbunkerten Kommandozentralen, und anderen russischen Zielen oder von Zielen in anderen Ländern, zum Beispiel in China (oder in der Bundesrepublik Deutschland). Ich würde sagen, dass es derzeit viel mehr Waffen als legitime Ziele gibt, was auch immer das bedeuten mag. Wir haben also diese enorme Feuerkraft, und die Russen wissen, dass wir uns in den letzten 10 Jahren sehr bemüht haben, diese enorme Feuerkraft aufzubauen. Stellen Sie sich also vor, Sie wären der Offizier, der die russischen Atomstreitkräfte kommandiert. Ihre Aufgabe wäre es, im Falle eines Angriffs auf Russland eine nukleare Antwort zu geben, das ist Ihr Beruf. Bei der Einschätzung des Gegners USA würden Sie sicher sagen: "Mein Gott, diese US-Amerikaner planen einen Atomkrieg gegen uns zu führen und ihn zu gewinnen." Der Russe könnte daraufhin vielleicht zu sich selbst sagen: "Ich weiß doch, dass ein Atomkrieg nicht zu gewinnen ist, weil unsere beiden Länder dadurch völlig zerstört würden. Aber die Amerikaner scheinen das nicht zu verstehen, oder sie tun wenigstens so, als ob sie das nicht verstünden und wollen es trotzdem darauf ankommen lassen. Ich muss also darauf vorbereitet sein, denn wenn sie wirklich einen Atomkrieg anzetteln wollen, dann sollte ich ihnen besser zeigen können, dass es eine sehr schlechte Idee wäre, es zu versuchen, weil dabei nicht nur Russland und die USA, sondern ganz Europa und die ganze nördliche Hemisphäre untergingen, und zwar sofort. Und nur Gott weiß, was sonst noch passieren würde." Der russische Offizier wird wegen der undurchsichtigen US-Aktivitäten seinen Finger also ganz dicht an dem Alarmknopf zur Auslösung eines Atomkrieges haben, obwohl er genau weiß, was dann geschieht. Wer denkt, solche Offiziere seien verrückt, kann sich nicht in ihre Lage versetzen. Sie wollen keinen Atomkrieg beginnen, müssten ihrem Land aber trotzdem diesen "letzten Dienst" erweisen, der kaum als Dienst zu bezeichnen ist. Der russische Offizier befindet sich also ständig in erhöhter Alarmbereitschaft, weil er weiß, dass sein Frühwarnsystem viel weniger leistungsfähig als unseres ist. Russland hat nicht die umfassenden Frühwarnmöglichkeiten, die wir haben. Er kann auch nicht warten, bis die ersten US-Raketen einschlagen, weil es dann schon zu spät wäre. Er kann auch nicht auf die Entscheidung seiner politischen Führung hoffen, weil er wegen der extrem kurzen Vorwarnzeit schon tot wäre, bevor diese einträfe. Die Russen – die weder verrückt sind noch Selbstmord begehen oder die US-Amerikaner zuerst ermorden wollen – können nur eins tun, um die Begeisterung der US-Amerikaner für einen atomaren Angriff zu bremsen: Sie müssen Vorbereitungen für eine automatisierte Reaktion treffen. Dazu bräuchten sie eigentlich eine Art "Weltuntergangswaffe", wobei ich nicht weiß, ob sie diewirklich wollen. Im Grunde müssten sie aber so eine Weltuntergangsreaktion vorbereiten, für den Fall, dass die russische Führung bei einem überraschenden atomaren Erstschlag der USA getötet wird. Die Russen müssten also auch Vorkehrungen für diesen "Worst Case" treffen. Das erfordert ein sehr kompliziertes System, in dem Fehler auftreten und zu unbeabsichtigten Frühstarts russischer Atomraketen führen können. Im Grunde genommen haben die amerikanische Modernisierungsbemühungen und die bedauerliche Unfähigkeit Russlands, sein Frühwarnsystem gleichwertig zu verbessern, zu einer Situation geführt, die potenziell noch viel gefährlicher als vorher ist, weil viel leichter eine fatale Störung einen Atomkrieg auslösen könnte. Und das kann sowohl ein soziales, ein politisches als auch ein technisches Problem sein.. RS: Sie sprechen von der Modernisierung der letzten 10 Jahre, die unter Barack Obama begonnen hat. TP: Ja, auf jeden Fall, auf jeden Fall. RS: Wir können nicht alles auf Obama schieben, denn Trump hat die Modernisierung zwar nicht initiiert, aber fortgesetzt. Dabei war Obama auch deshalb gewählt worden, weil er versprochen hatte, Atomwaffen abbauen zu wollen. Mit parteiübergreifender Unterstützung hat er dann aber (durch die Errichtung eines US-Raketenabwehrschildes in Europa, s. auch dazu http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP14117_010917.pdf ) ihren Einsatz sogar noch wahrscheinlicher gemacht. Es macht also Sinn, wenn Putin mit seinen Hyperschallwaffen prahlt, von denen er bereits eine oder zwei in der Ukraine eingesetzt haben will. Sie könnten auch Atomwaffen tragen und sind (wegen ihrer hohen Geschwindigkeit nicht (durch den US-Raketenabwehrschild) aufzuhalten. Ich erinnere mich noch gut an die Pressekonferenz, in der Putin als Reaktion auf die Modernisierungswelle der USA seine neuen Raketen vorgestellt hat. (s. http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP02918_050318.pdf ). TP: Nun, ich denke, ein großer Teil dieses gefährlichen Wettrüstens entsteht aus dem Bedürfnis der nationalen Führer, erstens zu zeigen, dass sie stark sind, und zweitens zu zeigen, dass sie innovativ sind und immer neue Wege finden, um den anderen zu zerstören, der sich deshalb keinesfalls mit ihnen anlegen sollte. Eigentlich sind die Hyperschallraketen, mit denen China und Russland prahlen, aber völlig bedeutungslos. Auch diese beiden Staaten sind – genau wie die USA – nicht in der Lage, auch nur irgendeine Interkontinentalrakete abzufangen, die auf sie abgeschossen wird. Die derzeitigen Systeme haben einfach keine Chance, selbst unter den besten Bedingungen zu funktionieren. Es ist unmöglich. Ich habe mich sehr eingehend damit befasst und Artikel darüber geschrieben. Sie funktionieren wirklich nicht, auch nicht unter den besten Bedingungen. Man glaubt, dass nur eine Hyperschallrakete einen Raketenabwehrschild durchbrechen kann, während normale ballistische Raketen abzufangen seien. Bei hunderten von gleichzeitig freigesetzten Täuschkörpern hat aber niemand eine Chance, nur die echten Gefechtsköpfe abzufangen. Das würde nur funktionieren, wenn die Abfangraketen die Gefechtsköpfe erkennen und nur diese anfliegen und zerstören würden. Die technologischen Möglichkeiten und die Zuverlässigkeit der Abfangraketen reicht aber selbst unter "choreografierten", idealisierten Bedingungen dazu nicht aus. Wenn man also irgendetwas tut, um sie zu stören, werden sie nichts abfangen, nicht einmal die Täuschkörper. Auch ohne Täuschkörper können sie ein Ziel nicht zuverlässig abfangen. Wenn man nun gleichzeitig Hunderte von Täuschkörpern pro Sprengkopf freisetzt und Störsysteme und Spoofing-Systeme nutzt, können Abfangraketen überhaupt nichts ausrichten. Deshalb ist die Behauptung, ein Hyperschallfahrzeug ändere das Spiel, eigentlich nur albern. Es ist allerdings nicht albern, wenn man dem Gegner nur Angst einjagen und ihn an voreiligen Schritten hindern will. Es ist also kein Zufall, dass die Russen uns – ich glaube schon im Jahr 2010 – ihr gigantisches Roboter-U-Boot, gezeigt haben; ich müsste in meinen Notizen nachsehen. Dieses ferngesteuerte U-Boot war eigentlich ein Riesentorpedo, hatte einen Durchmesser von etwa drei Metern und einen Atomantrieb. Dieser Riesentorpedo kann einen Atomsprengkopf von 100 Megatonnen tragen. Er könnte in den Hafen einer großen Stadt oder in einen Fluss gelenkt werden, dort detonieren und ein Gebiet mit einem Radius von 40 Meilen zerstören. Eine einzige Atomwaffe dieser Art kann also ein Gebiet von vier- bis fünftausend Quadratmeilen (bis zu 13 000 km²) auslöschen. RS: Im Gegensatz zu den Flugzeugen, die in das World Trade Center flogen, gäbe es also (bei einem Angriff mit einem solchen Torpedo) kein New York mehr. TP: Es gäbe keinen Staat New York und kein New Jersey mehr. Die Hälfte von Long Island wäre zerstört. Das ist also eine fantastisch zerstörerische Waffe. Und wir wissen, dass sie sie bauen können, denn sie haben bereits 1957 eine ähnliche Waffe gebaut und zur Explosion gebracht. Das ist zwar schon lange her, aber es ist kein Zufall, dass Putin diese Waffe erst vor kurzem wieder angepriesen hat. Vermutlich glaubte er, den US-Präsidenten darauf aufmerksam machen zu müssen, weil er ihn für schlecht informiert hält. Es gab ja auch schon einige ziemlich falsch informierte Präsidenten – darunter auch Ronald Reagan während der Star-Wars-Episode. Und ein falsch informierter US-Präsident könnte einen schrecklichen Fehler machen. Putin scheint also Angst davor zu haben, dass ein falsch informierter US-Präsident etwas tun könnte, das unser aller Tod zur Folge hätte. Er macht sich sicher weniger Sorgen um die USA als um Russland, will aber jedem – selbst einem Kind auf einem Fahrrad – klar machen, dass ein Atomkrieg nicht zu gewinnen ist. Russland könnte die USA vernichten, weil wir uns nicht gegen eine Unterwasserwaffe mit Nuklearantrieb verteidigen können, die den Atlantik oder den Pazifik überqueren, in unsere Häfen eindringen und die gesamte Küste der Vereinigten Staaten zerstören könnte, wo ein sehr hoher Prozentsatz unserer Bevölkerung lebt und unsere wichtigste Industrie angesiedelt ist. Das könnten die Russen allein mit dieser Waffe tun. Sie haben aber auch noch andere (s. unter https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/machtdemonstration-russland-testet-interkontinentalrakete,T3ZRNbC ). RS: Ich möchte sie auch nach der Rolle der New York Times fragen, die meiner Meinung nach inzwischen zu den kriegsgeilen Medien gehört, die US-Truppen gegen die Russen in der Ukraine einsetzen und in diesem Land einen weiteren Stellvertreterkrieg wie in anderen Teilen der Welt anzetteln wollen. Neulich gab es sogar eine ganze Reihe von Berichten über den Einsatz kleinerer Atomwaffen. Sie wissen schon, solche mit zwei Prozent der Sprengkraft von Hiroshima und so weiter – also atomare Gefechtsfeldwaffen mit geringerer Reichweite, deren Wirkung uns – anders als bei der Kuba-Krise – erspart bliebe. In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf die NATO-Osterweiterung zu sprechen kommen. Reagan und Gorbatschow haben doch unter anderem auch über das Ende der militärischen Konfrontation und des Kalten Krieges gesprochen. Man hätte meinen können, das sei der Anfang vom Ende der Militärbündnisses NATO und ihres sowjetischen Pendants, des Warschauer Paktes. Warum ist das heute nicht mehr möglich? Für Putin scheint die NATO-Osterweiterung doch das eigentliche Problem zu sein. TP: Ja, lassen Sie mich kurz auf den Artikel in der New York Times eingehen, der von dem normalerweise recht guten Wissenschaftsjournalisten Bill Broad, geschrieben wurde (s. https://www.nytimes.com/2022/03/21/science/russia-nuclear-ukraine.html). Eines der beunruhigenden Dinge an diesem Artikel ist, dass Broad von Waffen spricht, die nach seiner Beschreibung wahrscheinlich eine Sprengkraft von vier oder fünf Kilotonnen haben. Eine Kernwaffe mit einer Sprengkraft von vier oder fünf Kilotonnen würde 70 % der Fläche zerstören, die in Hiroshima zerstört wurde. Wenn Sie das für unbedeutend halten, ist das Ihre Entscheidung. Ich halte das aber nicht für eine unbedeutende, kleine Waffe, die jemand ignorieren würde. Der Artikel lässt also Fragen des Maßstabs und des Realitätsbezuges offen, und das finde ich beunruhigend. Die NATO-Frage ist Teil der Geschichte und der Versäumnisse der politisch Führenden. Zunächst einmal möchte ich aber ganz klar sagen: Es gibt keine Entschuldigung für das, was Putin getan hat. Er hat einen gewaltigen Fehler begangen, selbst wenn man kaltherzig ist und nur seine strategischen Ziele berücksichtigt. Es ist einfach entsetzlich, was in der Ukraine geschieht . Aber es gibt auch eine Menge Schuld (an andere) zu verteilen, denn die Bedingungen, die zu dieser Konfrontation geführt haben, wurden von der NATO geschaffen. Und ich denke, dass diejenigen, die solche Dinge in Zukunft vermeiden wollen, nicht nur an Rüstungskontrolle denken sollten. Wir sollten zwar Rüstungskontrolle betreiben, aber auch über unser politisches Verhalten nachdenken. So verkündete die NATO 2008 gegen den Widerstand der beiden wichtiger NATO-Mitglieder Deutschland und Frankreich, dass sie Georgien und die Ukraine zu einem späteren Zeitpunkt willkommen heißen würde. Natürlich war keines dieser beiden Länder auch nur annähernd für einen NATO-Beitritt qualifiziert, denn sie haben interne Probleme und vor allem Probleme mit der Korruption, die sie disqualifizieren. Vielleicht können sie diese Probleme irgendwann lösen, aber damals waren sie sicherlich ein Jahrzehnt oder sogar Jahrzehnte davon entfernt, jemals auch nur zu möglichen Kandidaten zu werden. Warum hat sie die NATO dann trotzdem zum Beitritt eingeladen? Putin hat sofort gesagt, das mit der Aufnahme Georgiens und der Ukraine in die NATO für Russland eine "rote Linie" überschritten würde. Er fügte hinzu: "Sie liegen an unserer Grenze, sie sind traditionell Teil dessen, was die Sowjetunion war, und sie stehen uns kulturell nahe. Deshalb werden wir nicht dulden, dass diese Länder Teil einer gegen uns gerichteten feindlichen Militärallianz werden. Und dann noch dieser ganze Unsinn, dass die NATO kein feindliches Bündnis gegen uns sei – man muss nur die Erklärungen und Aufzeichnungen der NATO lesen , um zu wissen, was sie vorhat, was sie plant und wofür sie es plant." Es ist einfach nur lächerlich zu behaupten, die NATO sei kein feindliches Bündnis gegen Russland. Putin sieht die Aufnahme Georgiens und der Ukraine in die NATO also als grundlegendes Sicherheitsrisiko für Russland an, weil sie dann zum feindlichem Ausland gehören würden. Das Aufnahmeversprechen der NATO erfolgte im April 2008. Bereits im August 2008 befanden sich Russland und Georgien im Krieg, den Georgien natürlich verloren hat. Das sollte der NATO eigentlich eine Leere sein. Die Details sind komplex, und deshalb will ich nur kurz darauf eingehen (weitere Infos dazu s. unter https://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_08/LP12908_100808.pdf und https://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_08/LP13508_140808.pdf ). Es war nicht Russland, das damit angefangen hat; es war Saakaschwili, der georgische Staatschef, der sich dazu ermutigt fühlte, weil er glaubte, die NATO werde ihn unterstützen. Die Erklärungen der NATO haben diesen Mann – der meiner Meinung nach von Anfang an instabil war und jetzt in Georgien wegen Korruption im Gefängnis sitzt – dazu ermutigt, die russischen Friedenstruppen in Südossetien und Abchasien anzugreifen, und die Russen haben nur hart darauf reagiert. Ich will übrigens nicht behaupten, dass die Russen völlig unschuldig waren. Aber lassen Sie uns eines klarstellen: Georgien hat angefangen. Und Georgien wurde von der NATO ermutigt, woraufhin Russland Georgien zerstörte. Und was passiert jetzt? Wir schreiben das Jahr 2022, und auch die Ukraine wurde ermutigt, sich einem feindlichen Militärbündnis gegen Russland anzuschließen. Dabei hätte Georgien uns lehren können, dass die Russen ihre Warnungen ernst meinen. Die NATO ist – soweit ich sehen kann – total unbelehrbar. Schauen Sie sich diesen Stoltenberg an – wenn er anfängt zu reden, möchte man sich einfach nur an den Kopf fassen und weinen. Dabei bestimmen natürlich die USA, was die NATO zu tun und zu lassen hat. Warum lassen wir überhaupt zu, dass über einen Beitritt der Ukraine zur NATO auch nur geredet wird, obwohl sie natürlich schon lange nicht mehr dafür in Frage kommt. So machen wir die Russen nur noch wütender – wegen der Bedrohung die von einem NATO-Mitglied Ukraine für sie ausgehen könnte. Zählen sollte doch nur die Diplomatie und nicht die Rhetorik. Die Diplomatie hat die Aufgabe, Konflikte durch Kommunikation zu vermeiden. In der Ukraine passiert aber gerade das genaue Gegenteil. Die USA hätten auch sagen können: "Wir möchten, dass die Ukraine ein modernes, unabhängiges, wohlhabendes Land wie Finnland wird." Auch Finnland liegt an der Grenze zu Russland, ist Mitglied der EU, treibt aber auch regen Handel mit Russland. Finnland ist (noch) kein Mitglied der NATO, es gehört keinem feindlichen Bündnis gegen Russland an, und diesem Land geht es sehr gut. Aber statt auch die Ukraine zu einem neutralen Land zu machen und daran zu arbeiten, ihren Lebensstandard zu heben und ihr zu helfen, eine moderne Demokratie zu entwickeln, haben wir die Ukrainer in Lebensgefahr gebracht. Und Stoltenberg wird sich so lange für die Ukraine einsetzen, bis auch der letzte wehrfähige Ukrainer von den russischen Streitkräften getötet wird. RS: Sie sollten Stoltenbergs Position nennen. Er ist der Chef der… TP: Er ist der Generalsekretär der NATO, also eigentlich ein Diplomat. Nochmals, ich möchte nicht so aussehen, als würde ich dem Westen die alleinige Schuld für die aktuelle Entwicklung geben. Mit dem Einmarsch in die Ukraine hat Putin einen unglaublicher Fehler begangen – selbst wenn man nur in kalten, strategischen Begriffen denkt. Daran besteht kein Zweifel. Und ich möchte auf keinen Fall wie ein Verteidiger Putins aussehen. Aber wissen Sie, es ist wichtig, dass Sie sich auch ansehen, was wir getan haben. Wann immer ich einen Fehler mache, ist die erste Frage, die ich mir stelle: Hätte ich es auch anders machen können? Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die USA und die NATO aus ihren Fehlern gelernt haben. Sie haben im Gegenteil in großem Maße dazu beigetragen, eine Krise auszulösen, aus der nur extrem schwierig herauszukommen ist, und die zum Dritten Weltkrieg führen könnte. Das wäre das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Und wenn die Menschen nicht anfangen, sich auch der Diplomatie zu bedienen, werden wir in den Dritten Weltkrieg stolpern, wenn nicht jetzt, dann bald irgendwo anders. RS: Ich möchte darauf jetzt nicht weiter eingehen, denn ich habe Sie ja auf einem Waffenkontrollseminar kennengelernt. Ich glaube, das war sehr prestigeträchtig, und ich war dankbar, dass ich dazu eingeladen wurde. Es wurde zur beängstigendsten Erfahrung meines Lebens, obwohl ich vorher schon in einigen Kriegsgebieten und mehrmals als Journalist in Vietnam gewesen war. Ich war am Ende des Sechs-Tage-Krieges im Nahen Osten, und ich habe auch die Sowjetunion besucht. Ich hatte schon viele knifflige Situationen erlebt. In diesem Seminar habe ich mich aber genau so unbehaglich gefühlt, wie bei den Seminaren, die Ed Teller in Livermore oder in Los Alamos abhielt. Auch dabei ging es immer nur um den Atomkrieg. Deshalb habe ich ja das Buch "With Enough Shovels" (Man braucht nur genug Schaufeln) geschrieben, weil auf den Seminaren so selbstverständlich über den Atomkrieg diskutiert wurde, als sei er unvermeidlich (und einfach zu überleben). An diesem Seminar nahmen Spitzenleute teil, auch solche, die höhere Militärs berieten, und sie diskutierten ganz offen über den Dritten Weltkrieg. Dabei spielte es keine Rolle, ob er durch ein Versehen oder eine Fehlkalkulation ausgelöst werden würde. In den Medien gab es große Aufregung darüber. William Broad, der Mann, von dem auch der aktuelle Artikel in der New York Times stammt, hat über unsere damaligen Diskussionen und das Aufsehen geschrieben, das sie erregt haben. Das scheint jetzt alles nicht mehr wahr zu sein. Ich frage sie also nochmals, worüber reden wir hier eigentlich? Wir reden doch nicht über einen weiteren Irak oder ein weiteres Vietnam. Wir reden über Hiroshima und Nagasaki und was ihr Schicksal für Städte in den USA bedeutet. TP: Wir reden von einer Feuerwand, die alles um uns herum mit der Temperatur des Sonnenmittelpunkts einschließt. Die Explosion von Nuklearwaffen würde uns buchstäblich in weniger als Asche verwandeln. Ich kann nicht genug betonen, wie mächtig diese Waffen sind. Wenn sie detonieren, sind sie vier- oder fünfmal heißer als das Zentrum der Sonne, das 20 Millionen Grad Kelvin hat. Im Zentrum einer Detonation dieser Waffen herrschen 100 Millionen Grad Kelvin. Menschen können sich das Ausmaß dieser Hitze nicht vorstellen. Ich habe wiederholt Artikel über die Folgen der Explosion von Atomwaffen auf Städte geschrieben. Sie sind so schwerwiegend, dass sie die menschliche Vorstellungskraft sprengen. Im Zentrum der Explosion wird die Erdoberfläche fünfmal so heiß, wie das Zentrum unserer Sonne. Im Explosionsgebiet wird buchstäblich alles in weniger als Asche verglühen. Mir fehlen einfach die Worte, um vor dem wirklichen Ausmaß der Gefahr zu warnen. RS: Ich verstehe eigentlich nicht, warum man Menschen, die vor dieser großen Gefahr warnen, als Verteidiger Putins verunglimpft. Wir machen uns doch auch Sorgen über den Klimawandel und die Erderwärmung, fangen endlich an, etwas dagegen zu tun, und das erfordert doch die Zusammenarbeit der ganzen Welt. Die heraufziehende Gefahr eines Atomkrieges ist auf kurze Sicht sicherlich viel größer. Warum wird darüber nicht ernsthaft diskutiert? Das ist merkwürdig, denn auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges wurde heftig darüber diskutiert – auch während der Kuba-Krise. Präsident Kennedy war die damalige Gefahr ziemlich klar. Auch McNamara hat darüber geschrieben und gesprochen. Tatsächlich hat McNamara, der während des Vietnamkriegs unser Verteidigungsminister war, die letzten Jahre seines Lebens damit verbracht, den Vietnamkrieg zu bereuen und über die reale Gefahr von Atomwaffen zu sprechen. Vielleicht ist das etwas, worüber man nachdenken sollte. Was hat unser Bewusstsein in dieser Frage so sehr eingeschläfert? TP: Nun, ich denke, das ist eigentlich eine Frage für einen Soziologen. RS: Sie haben zu viel Vertrauen in Soziologen. Tun Sie doch so, als ob Sie einer wären. [Gelächter] TP: Ich habe nicht gesagt, dass ich Vertrauen in sie habe. Es gibt aber auch gute Leute unter ihnen. [Lacht] Ich habe mit einem sehr guten gearbeitet. RS: C. Wright Mills war ein großartiger Mann. Er hat ja auch ein Buch mit dem Titel [The Causes of] World War Three geschrieben und uns davor gewarnt. TP: Wissen Sie, Verantwortungsbewusstsein erfordert Bildung. Nebenbei bemerkt, ich kenne einige der Personen, die (auf dem Gebiet der Atomwaffen) für Obama gearbeitet haben und jetzt für Biden arbeiten. Ich weiß, dass man es für arrogant halten wird, wenn ich sage, dass sie einfach ignorant sind. Lassen Sie mich das ganz klar sagen: Das ist keine Verunglimpfung meinerseits. Sie sind wirklich ignorant. Eigentlich sind sie ein Haufen von – Sie wissen schon. Sie wurden zwar an diesen Eliteschulen ausgebildet, wissen aber nichts. Sie denken nur, sie wüssten etwas, und … RS: Sie waren doch auch in Stanford und haben den letzten Teil Ihres Lebens am MIT verbracht, das sicherlich eine Elite-Universität ist. Konnten Sie dort nicht die nötigen Kenntnisse vermitteln? TP: Ich habe in Stanford, am MIT, in Princeton und in Harvard unterrichtet. Ich kenne also diese Leute und ihre Privilegien. Darunter gibt es sicherlich auch einige sehr intelligente und nachdenkliche Menschen. Aber ein Großteil dieser Typen ist einfach nur selbstverliebt und glaubt, schon alles zu wissen. Sie hören nicht zu und sind eigentlich nicht daran interessiert, etwas zu lernen. Wenn man versucht, ihnen Fakten zu präsentieren, laufen sie kichernd davon. Wissen Sie, es ist wie bei Law and Order im Fernsehen, wo privilegierte Kinder an den Colleges immer ungestraft davonkommen. Dass Studenten noch keine Experten sind, ist überhaupt kein Problem. Das Problem ist, dass sie nicht daran interessiert sind, es zu werden. Ich erinnere mich besonders an eine Figur, einen Typ namens Colin Kahl, der jetzt stellvertretender Sekretär für Politik im Pentagon ist. Der hat nicht die geringste Ahnung, obwohl er in Stanford studiert hat. Trotzdem haben sie ihn zum Co-Direktor des dortigen Zentrums gemacht. Er war unglaublich snobistisch. Als ich einmal versucht habe, etwas mit ihm zu besprechen drehte er sich weg und sagte: "Ich habe einen Job, ich habe einen richtigen Job, ich habe keine Zeit mehr für so etwas." Und dieser Mann ist jetzt auf höchster Ebene im Verteidigungsministerium tätig und möglicherweise Bidens Berater. Der Typ ist also zu einer echten Gefahr geworden. Auch in der Obama-Regierung gab es schon derart gefährliche Leute. Im Atlantic Monthly ist ein interessanter Artikel von einem Mann namens Ben Rhodes erschienen. Rhodes war der nationale Sicherheitsberater für Kommunikation im Weißen Haus. Er hat der US-Regierung einen angeblich nachrichtendienstlich abgesicherten Bericht über einen Anschlag mit einem Nervenkampfstoff in Damaskus im August 2013 vorgelegt ( s. unter https://obamawhitehouse.archives.gov/the-press-office/2013/06/13/statement-deputy-national-security-advisor-strategic-communications-ben- ), der auch veröffentlicht wurde, obwohl er nur auf Fälschungen beruhte. Dieser Atlantic Monthly-Artikell ist auch heute noch sehr interessant; ich möchte Ihren Lesern dringend empfehlen, ihn zu lesen (s. https://www.theatlantic.com/international/archive/2018/06/inside-the-white-house-during-the-syrian-red-line-crisis/561887/ ). Damit wollte Ben Rhodes zeigen, wie schlau er ist. Er enthüllt darin, dass es sein Hauptziel war, den Präsidenten Obama in einen Krieg mit Syrien zu treiben, bevor die öffentliche Empörung über den angeblichen Giftgasanschlag abebbte. Das wäre zu einer weiteren Katastrophe für die USA geworden.. Und in diesem Artikel prahlt er auch noch damit. Das ist ein echtes Fenster, das Ihre Leser nutzen sollten, um einen Blick auf die Denkweise einer Person zu werfen, die im Grunde nur durch Privilegien und Zufall zum nationalen Sicherheitsberater wurde, ohne wirklich zu wissen, was im Geheimdienstsystem vor sich geht. Wir befinden uns also in einer gefährlichen Situation. Es gibt einen ganzen Haufen verantwortungsloser "Punks" in der Politik, und das beunruhigt mich sehr. Ich meine die 30-jährigen Punks, die aus privilegierten Verhältnissen kommen und behaupten, Experten in Sachen Politik zu sein, obwohl sie in Wirklichkeit noch nicht einmal über das dafür erforderlich Grundwissen verfügen. Und sie sind Berater von Präsidenten. Das ist kein gutes professionelles System, dagegen müssen wir etwas tun. RS: Oh Mann, aber lassen Sie uns noch über Anderes reden. Als ich Sie kennenlernte, traf ich im Pentagon den Kollegen, T.K. Jones (s. https://www.nytimes.com/2015/05/24/us/thomas-k-jones-us-arms-negotiator-dies-at-82.html ), der zu denen gehörte, die davon überzeugt waren, dass man einen Atomkrieg führen und überleben könnte. Der Titel meines Buches lautete "With Enough Shovels", was besagt, man braucht nur genug Schaufeln, um eine tiefes Loch in die Erde graben zu können, muss es mit ausgehängten Türen belegen, die mit etwas Erde bedecken und schon kann man einen Atomkrieg überleben. Und diese (naive) Ansicht war wesentlicher Bestandteil unserer nuklearen Verteidigung und unserer gesamten Star Wars-Strategie. Nun befürchte ich, und damit greife ich Ihren Punkt auf, dass wir uns in einer Situation befinden, in der wir uns von dieser Ansicht verabschieden müssen, wenn wir überleben wollen. Ich stimme mit Ihnen in der Verurteilung von Putins Invasion überein, aber trotzdem können wir die Folgen eines Atomkrieges nicht einfach beiseite schieben, als gäbe es sie nicht – auch wenn Madeline Albright und sogar Hillary Clinton gefragt haben, warum wir diese Waffen überhaupt bauen, wenn sie nie benutzen. Und jetzt reden wir nicht einmal mehr über die Bedrohung, die von Atomwaffen ausgeht. Vielleicht sollten wir doch mehr über Diplomatie oder über Alternativen nachdenken. Ich überlasse Ihnen also das letzte Wort, und dann beenden wir die Diskussion. TP: Nun, ich weiß nicht, was sich die beiden Frauen dabei gedacht haben, als sie die von Ihnen zitierten Aussagen machten. RS: Ich bin mir nicht mehr sicher, wer von ihnen was gesagt hat. TP: Das spielt auch kein Rolle. Ich kann Ihnen nur sagen, der Grund, warum diese Waffen nicht eingesetzt werden können, ist der, dass wir alle sterben werden, wenn wir sie einsetzen. So einfach ist das. Und ich könnte auch noch viel ausführlicher erklären, warum das, was ich gerade gesagt habe, richtig ist. Wenn sie also wieder die Frage stellen, warum wir diese Waffen nicht einsetzen können, ist die einfache Antwort: Wenn wir es tun, sind wir alle tot. RS: Als Herausgeber dieser Diskussion möchte ich Sie bitten, sich noch ein oder zwei Minuten Zeit zu nehmen, um uns zu sagen, warum das so wäre, denn die Leute haben es offensichtlich vergessen. TP: Nun, wenn wieder eine Atomwaffe eingesetzt würde, wird zunächst niemand wissen, was eigentlich passiert ist und was als nächstes kommt. Denken Sie an die Situation nach dem Anschlag auf das World Trade Center, als wir nicht mit einer Atomwaffe angegriffen wurden. Unsere Kommunikations- und Sensorsysteme waren alle in Ordnung und funktionierten einwandfrei. Aber als die zwei Flugzeuge in das World Trade Center einschlugen, hatten wir keine Ahnung, was vor sich ging. Der Präsident wurde nach Alabama in Sicherheit gebracht und anschließend zu verschiedenen Orte weit weg von Washington geflogen, weil wir nicht wussten, ob in Washington eine Atomwaffe explodieren würde. Condi Rice und Dick Cheney versteckten sich im Keller des Pentagons, während sie meiner Meinung nach in ihrer Führungsrolle zu unserem Land hätten sprechen und versuchen müssen, die Menschen zu beruhigen. Stattdessen versteckten sie sich im Keller. Gott sei Dank hat Joe Biden, der damals Vorsitzender des Senatsausschusses für auswärtige Beziehungen war, eine Führungsrolle übernommen. Er stand auf den Stufen des Kapitols - und riskierte sein Leben, ohne es zu wissen, denn auch das Kapitol war eines der Anschlagsziele. Er versuchte, den Menschen zu versichern, dass die USA noch funktionierten, und dass die Regierung arbeitet und sich um die Verteidigung kümmern wird. Dies geschah, ohne dass unsre Land wirklich beeinträchtigt wurde. Die Schäden an den Einschlagsorten waren zwar entsetzlich, aber alles andere war in Ordnung und funktionierte. Alle Kommunikations- und Ortungssysteme waren zwar intakt, wir hatten aber keine Ahnung, was vor sich ging. Wenn eine Atomwaffe auf dem Gefechtsfeld gezündet wird, weiß zunächst niemand, was das bedeutet. War es eine einzelne Waffe? Werden ihr in wenigen Minuten oder Stunden weitere Atomexplosionen folgen? Wird der Gegner, den Sie gerade angegriffen haben, sofort oder erst in einigen Tagen mit einer oder mehreren Waffen nachziehen? Wird er versuchen, ihre Atomwaffenstandorte anzugreifen (und ihre wichtigen Kommandozentralen in Bündnisstaaten wie zum Beispiel die US Air Base Ramstein, weitere Infos dazu s. unter https://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_13/LP14415_060815.pdf )? Keiner weiß, was der andere tun wird. Es ist wie ein Schachspiel auf einem Brett, bei dem man immer nur die Figur sehen kann, die gerade bewegt wird. Sie und ihr Gegner könnten auch schon die Kontrolle über die eigenen Figuren und die gegnerischen Züge verloren haben. Es herrscht ein totalen Chaos, und ehe man sich versieht, explodieren nicht nur ein paar Dutzend oder Hunderte, sondern Tausende von Atomwaffen. Das ist einfach unvermeidlich. Es ist wie bei der Finanzkatastrophe von 2008/09 (in den tatsächlichen Auswirkungen aber unvorstellbar desaströser). Bei den bestehenden Instabilitäten wird die Katastrophe nicht aufzuhalten sein. Deshalb sollten alle wirklich davor zurückschrecken, Atomwaffen auch nur auf niedrigstem Niveau einsetzen zu wollen. RS: Sie haben ja darauf hingewiesen, dass nicht nur die USA, sondern auch Russland und andere Mächte ihre Atomwaffen modernisiert haben. Weil das russische Frühwarnsystem nicht so effektiv wie das der USA ist, hat Russland seine atomare Reaktion automatisiert. (Einmal in Gang gesetzt, kann sie also nicht mehr aufgehalten werden.) Ich erinnere mich an Interviews mit Leuten aus unseren eigenen Waffenlaboren, aus dem Pentagon und im Moskau der alten Sowjetunion. Sie und ich haben tatsächlich an Rüstungskontrollkonferenzen mit Leuten aus der alten sowjetischen Führung und der US-Regierung teilgenommen. Es steht also außer Frage, dass es kein Zurück mehr gibt, wenn eine Atomwaffe egal welcher Tonnage explodiert. Das scheinen wir aber aus den Augen verloren zu haben. Nach der Explosion eines Reaktors in Tschernobyl herrschte blankes Entsetzen. und das war angeblich eine sichere Anlage. Wenn jetzt, in einer angespannten weltweiten Situation, eine einzige Atomwaffe explodiert, gibt es kein Zurück mehr. Das wäre das Ende der Menschheit. Wissen die Politiker nicht, dass sie mit ihrem leichtfertigen Gerede über den Einsatz von Atomwaffen das Ende der Menschheit riskieren? TP: Dabei ist es doch ganz einfach. Wer den Einsatz kleiner Atomwaffen propagiert, will uns einreden, ein kleiner Funke in einem mit Benzindämpfen gefüllten Raum wäre kein Problem. Das ist keine schlechte Analogie. Es ist zwar eher ein physikalisches als ein soziales Phänomen, aber im Grunde ist es die gleiche Situation. Man kann keinen kleinen Funken in einem Raum auslösen, der mit Benzindämpfen gefüllt ist. Das würde kein gutes Ende nehmen. RS: Es ist aber gut, dass wir bis zu diesem Punkt diskutiert haben. . Ich danke Ihnen, dass Sie mir und unseren Zuhörern diese Zeit geschenkt haben. Ich hoffe zwar immer noch, dass die von uns geäußerte n Befürchtungen nicht eintreten werden. Ich fürchte aber , das unsere Situation, seit wir uns in den 1980er Jahren zum ersten Mal trafen, noch bedrohlicher und beängstigender geworden ist. Und ich glaube auch, dass wir uns in einem falschen Gefühl der Sicherheit wiegen. Quelle: ( https://scheerpost.com/2022/03/25/ted-postol-what-you-really-need-to-know-about-the-threat-of-nuclear-war/ ) Mit freundlicher Genehmigung von Fee Strieffler und Wolfgang Jung (Fee Strieffler und Wolfgang Jung haben dieses lange Interview mit Deeple-Unterstützung übersetzt. Die Ergänzungen und Links in runden Klammern haben sie hinzugefügt.) Impressum: Gastgeber: Robert Scheer / Produzent: Joshua Scheer Quelle: www.seniora.org
- Deutlicher Anstieg von Nebenwirkungen nach dritter mRNA-Injektion
Ein signifikanter Anstieg von Nebenwirkungen nach der dritten Injektion von mRNA-COVID-19-Vakzinen wird in einer neuen Studie [1] beschrieben. Die Auswertung von 48.000 elektronischen Patientendaten aus den USA zeigte eine deutliche Zunahme der Häufigkeit der untersuchten Nebenwirkungen. Von Dr. Franziska Tischler Was untersuchte die Studie genau? Die Studie beschränkte sich auf folgende 19 Nebenwirkungen: Anaphylaxie, Arthralgie (Gelenkschmerzen), zerebrale Sinus-/Venenthrombose (CVST), Schüttelfrost/Frösteln, Diarrhoe, Erythem (Hautrötung), Fazialisparese, Fatigue, Fieber, Kopfschmerzen, lokale Schmerzen, lokale Schwellung, Lymphadenopathie (Lymphknotenschwellung), Myalgie (Muskelschmerzen), Myokarditis, Perikarditis, Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen. Außerdem wurde die Rate der Besuche einer Notaufnahmeeinrichtung bis 2 Tage nach der jeweiligen Impfung betrachtet. Weitere nach mRNA-Impfungen beschriebene Nebenwirkungen wie Blutgerinnungsstörungen, thrombotische Ereignisse (außer CVST), autoimmune Reaktionen wie Guillain-Barré, Autoimmunhepatitis, Vaskulitis, Diabetes, Fibrosen, Encephalopathie, Aktivierung von Herpes Zoster etc. wurden nicht untersucht. Die Autoren überprüften elektronische Gesundheitsdaten des Mayo Clinic Enterprise von 47.999 Patienten über 18 Jahren für den Zeitraum von Dezember 2020 bis Oktober 2021. 38.094 Patienten waren mit drei Dosen der BioNTech/Pfizer-Vakzine (BNT162b2) geimpft, 9.905 mit der Vakzine von Moderna (mRNA-1273). Das Median-Alter der Patienten war recht hoch, es lag bei rund 67 Jahren. Ein relativ hoher Anteil der Patienten erhielt innerhalb eines Jahres eine immunsuppressive Therapie (über 12 % bzw. 28 %) oder war krebserkrankt (über 21 % bzw. 34 %). Die Überprüfung der Nebenwirkungen beschränkte sich auf einen kurzen Zeitraum von 14 Tagen nach den jeweiligen Impfungen. Die Patientenkohorten dienten als ihre eigene Kontrollgruppe. Als Basislinie für die Nebenwirkungen wurde ein Kontroll-Zeitraum von 14 Tagen vor der ersten Impfung gewählt. Die Häufigkeit vieler Nebenwirkungen war nach der 3. Dosis stark erhöht Sogar mittels des – doch recht eingeschränkten – Studiendesigns zeigte sich bereits eine deutliche Erhöhung der Häufigkeit vieler Nebenwirkungen. Die Autoren fanden einen statistisch signifikanten Anstieg bei Nebenwirkungen nach der dritten Dosis im Vergleich zur zweiten Dosis wie Fatigue, Lymphadenopathie, Übelkeit, Kopfschmerzen, Arthralgie, Myalgie, Diarrhoe, Fieber, Erbrechen und Schüttelfrost/Frösteln. Außerdem war die Rate der Besuche einer Notaufnahmeeinrichtung nach der dritten Dosis der BioNTech/Pfizer-Vakzine erhöht. Nach der dritten Dosis ereigneten sich zudem 3 Perikarditis-Fälle und 2 Fazialisparesen nach BioNTech/Pfizer-Impfung und sowie ein Myokarditis-Fall und eine Fazialisparese nach Moderna-Impfung. Jeweils ein Perikarditis-Fall nach Moderna-Impfung war nach der 1., 2. bzw 3. Dosis aufgetreten. Die Autoren stuften die Erhöhungen an Myo-/Perikarditis-Fällen und Fazialisparesen nach der 3. Dosis im Vergleich zur 2. Dosis zwar aufgrund der ermittelten p-Werte als nicht statistisch signifikant ein, relevant und auffällig sind diese Resultate trotzdem. Warum die in dieser Studie gefundene Anzahl an Nebenwirkungen wohl eher eine Unterschätzung darstellt, wird im nächsten Kapitel erörtert. Warum Nebenwirkungen nach der 3. Dosis wahrscheinlich noch häufiger sind Die Studie hat von ihrem Design her einige Limitationen: Die in dieser Studie untersuchten Patientenkohorten umfassten wahrscheinlich kaum Personen, die bereits bei den ersten Impfungen starke Nebenwirkungen hatten: Diese Personen verzichten wohl mit größerer Wahrscheinlichkeit auf eine zusätzliche Impfung. Dies kann dann natürlich zu einer Unterschätzung der Nebenwirkungsrate führen. Tatsächlich zeigte sich bei Personen, die nur eine Dosis erhalten hatten, ein größerer Anstieg der Nebenwirkungsrate nach Dosis 1 als es in der 3-Dosen-Kohorte der Fall war. Ein sehr großer Teil der Patienten war alt, vorerkrankt und immunsupprimiert. Das führt möglicherweise zu einer verringerten Immunreaktion und zu schwächeren Nebenwirkungen und auch zu geringerer Prävalenz von Nebenwirkungen, die eher bei jüngeren Personen auftreten (z.B. Myokarditis). Die Resultate der Studie sind daher möglicherweise nicht auf jüngere, gesündere Personen übertragbar. Es gab keine Möglichkeit, Schwankungen in der Wahrscheinlichkeit zu berücksichtigen, dass Einzelpersonen Nebenwirkungen melden. Vorstellbar ist beispielsweise, dass Personen nach der ersten Dosis Nebenwirkungen melden, nach der dritten Dosis aber nicht mehr. Es wurden nur bestimmte Nebenwirkungen betrachtet. Das Vorkommen und die Häufigkeit der nicht betrachteten Nebenwirkungen (z.B. Gerinnungsstörungen) konnte somit auch nicht ermittelt werden. Zudem ist davon auszugehen, dass ein beträchtlicher Anteil an Nebenwirkungen nicht gemeldet wird. Der untersuchte Zeitraum war sehr kurz. Es wurden nur Nebenwirkungen innerhalb von 14 Tagen nach der Injektion betrachtet. Dies erscheint gerade im Hinblick auf den Nachweis der längeren Präsenz des Impf-Spikeproteins im Körper [2] und des oft retardierten Anflutens von Nebenwirkungen als zu kurz. Als Vergleichs-Basislinie zu den Nebenwirkungen nach Impfung wurde das Vorkommen der Ereignisse in einem Zeitraum von 14 Tagen vor der Impfung der Patientenkohorte herangezogen. Eine weitere Ermittlung der Prävalenz der Ereignisse wurde nicht durchgeführt. Es besteht dadurch die Möglichkeit, dass diese Basislinie im Hinblick auf die Altersstruktur der Kohorte bei bestimmten Ereignissen (z.B. Gelenkschmerzen, Schmerzen) relativ hoch angesetzt ist. Warum kommt es zu einem Anstieg an Nebenwirkungen? Zwei Mechanismen können hier eine Rolle spielen: Eine zu häufige Stimulierung des Immunsystems kann zu überschießenden Immunreaktionen bis hin zu autoimmunen Reaktionen führen. So beschreibt der renommierte Immunologe und Rheumatologe Prof. Dr. Andreas Radbruch in Bezug auf häufige Boosterungen [3, 4], dass „die unangenehmen Wirkungen durch die Reaktion des angeborenen Immunsystems wahrscheinlich zunehmen werden.“ „Das Immunsystem reagiert umso giftiger, je häufiger es geärgert wird.“ [5] Es ist etabliertes Wissen in der Immunologie, dass eine zu häufige oder zu schnell aufeinanderfolgende Immunisierung mit demselben Antigen zu Immunerschöpfung oder Autoimmunreaktionen führen kann. Auch die Autoren der besprochenen Studie schreiben als mögliche Ursache, dass die beobachtete Zunahme der Nebenwirkungen im Vergleich zu früheren Dosen durch eine „stärkere Reaktion“ hervorgerufen sein könnte, die durch die dritte Dosis ausgelöst wurde. Die mRNA-Impfstoffe enthalten Wirkstoffe mit autoimmunogener oder immuntoxischer Potenz Mittlerweile gibt es sehr viel Erkenntnisse darüber, dass gerade die mRNA-COVID-19-Injektionen im Vergleich zu konventionellen Impfstoffen ein sehr starkes Nebenwirkungsspektrum in hoher Zahl verursachen können [6]. Sowohl die verwendeten Lipidnanopartikel, die mRNA als auch das exprimierte SARS-CoV-2-Spikeprotein besitzen eine potentielle Schadwirkung auf viele Organsysteme und auch das Immunsystem [7 -13]. Fazit Ein durchaus alarmierender Bericht. Er zeigt, dass Nebenwirkungen nach der dritten Injektion der modifizierten mRNA deutlich häufiger berichtet werden als nach der zweiten oder ersten Dosis. Dies ist umso bedenklicher, als in der Studie nur ein Teil relevanter Nebenwirkungen untersucht wurde, die untersuchte Patientenkohorte zudem ein hohes Medianalter und dadurch mutmaßlich schwächere Impfreaktionen aufwies, der Betrachtungszeitraum der Nebenwirkungen recht kurz war und auch die Möglichkeit bestand, dass Patienten mit starker Reaktion nach der ersten Dosis durch weiteren Impfverzicht nicht miterfasst werden konnten. Die Autoren ziehen in Bezug auf das Vorkommen der untersuchten schwerwiegenden Nebenwirkungen (Myokarditis, Perikarditis, CVST, Anaphylaxie) den Schluss, dass das Risiko nach der 3. Dosis vergleichbar wäre mit den Risiken, wie sie bei einer 2-Dosen-Behandlungsweise auftreten. Diese Folgerung erscheint allerdings im Hinblick auf die nur relativ kleine Stichprobe und die vorliegende Patientencharakteristik (Alter, Vorerkrankungen) der Studie als eher vorläufig und daher spekulativ. Hier sind weitergehende Untersuchungen mit größeren Patientenkollektiven, auch jüngerer Altersstruktur angezeigt. Seriöserweise und sehr vorsichtig beziehen die Autoren deshalb ihre Folgerungen aus der Studie nur auf das untersuchte limitierte Patientenkollektiv: „These findings suggest the safety of third vaccination doses in individuals who were eligible for booster vaccination at the time of this study.“ Außerdem schreiben sie zu Recht: „Further studies are needed to explore whether the third vaccine dose is associated with a stronger immune response.“ Sie weisen also noch einmal auf die Gefahr der überschießenden Immunreaktionen nach der dritten Dosis hin. Quellen: [1] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35420661/ [2] https://www.cell.com/cell/pdf/S0092-8674(22)00076-9.pdf?_returnURL=https%3A%2F%2Flinkinghub.elsevier.com%2Fretrieve%2Fpii%2FS0092867422000769%3Fshowall%3Dtrue [3] https://www.welt.de/gesundheit/plus238066829/Dritte-Impfung-Nach-der-dritten-Immunisierung-reagiert-das-Immunsystem-immer-weniger.html [4] https://www.bundestag.de/resource/blob/885544/603140227998e5482d2fb207eedbc13a/20_14_0017-27-_Prof-Dr-Andreas-Radbusch_Impfpflicht-data.pdf [5] https://www.welt.de/politik/deutschland/plus237884747/Kritik-an-Lauterbach-Vorstoss-Vierte-Impfung-Fragwuerdig.html [6] https://www.transparenztest.de/post/ema-415303-der-1466095-gemeldeten-covid-impf-nebenwirkungen-sind-schwer [7] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34841223/ [8] https://www.nature.com/articles/s42003-021-02441-2 [9] https://molecular-cancer.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12943-021-01335-5 [10] https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acscentsci.1c00197 [11] https://www.nature.com/articles/nrd4278 [12] https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIRCRESAHA.121.318902 [13] https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMcibr2113694%0A%0A Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich veröffentliche sie aber gerne, um eine vielfältigeres Bild zu geben. Die Leserinnen und Leser dieses Blogs sind auch in der Lage sich selbst ein Bild zu machen. Dr. Franziska Tischler schreibt unter Pseudonym. Sie hat lange im Labor gearbeitet (mikrobiologisch und immunchemisch). Booster und Impfungen verursachen Anstieg von Hospitalisierungen in Israel und anderen Ländern Booster am Ende? EMA warnt vor zu häufiger Anwendung Omikron – der Gamechanger?! Ist Neutralisierungsfähigkeit ein Argument fürs Boostern?
- Zwei Jahre Schädigung der Gesundheit durch Masken sind genug
Fische sind gesund, insbesondere aus Wildfang. Bei Menschen, die viel Fisch essen, lassen sich mitunter bereits erhöhte Quecksilberbelastungen und Mikroplastikfasern im Blut und in den Zellen feststellen. Die Meere werden seit Jahrhunderten als der große Abfalleimer verwendet, vieles können sie verdauen, aber bei immer mehr Abfallstoffen stoßen sie an ihre Grenzen. Von Dr. Peter F. Mayer Seit zwei Jahren findet eine bisher noch nie dagewesen Umweltverseuchung mit den Tausenden Milliarden Plastikmasken statt. Die Studie „An investigation into the leaching of micro and nano particles and chemical pollutants from disposable face masks – linked to the COVID-19 pandemic“ (Eine Untersuchung der Auswaschung von Mikro- und Nanopartikeln und chemischen Schadstoffen aus Einweg-Gesichtsmasken – in Verbindung mit der COVID-19-Pandemie) untersuchte die Auswirkungen von Einweg-Plastik-Gesichtsmasken auf die Umwelt. Es wurden Masken von sieben verschiedenen Herstellern in Wasser eingetaucht und das Wasser anschließend auf Chemikalien getestet. Die Forscher fanden Blei, Cadmium, Antimon und verschiedene Kunststoffe und organische Substanzen im Wasser. Sie äußerten sich besorgt über den Beitrag, den Einweggesichtsmasken zum weltweiten Plastikproblem leisten. Während der Fokus der Studie auf den Auswirkungen auf die Umwelt lag, waren sich die Autoren über die Implikationen ihrer Ergebnisse für die Sicherheit von Masken für die öffentliche Gesundheit im Klaren. Sie schreiben: „Die Toxizität einiger der gefundenen Chemikalien und die postulierten Risiken der übrigen vorhandenen Partikel und Moleküle werfen die Frage auf, ob DPFs sicher für den täglichen Gebrauch sind und welche Konsequenzen nach ihrer Entsorgung in die Umwelt zu erwarten sind.“ Der Arzt Dr. med Helmut B. Retzek aus Vöcklabruck schreibt auf seiner Webseite: „..weil ich seit Jahren täglich Dunkelfeld mache:ich finde seit Jahren bei fast jedem im Blut „Symprotiten“, „Leberthromben“, „Geldrollen“ als Zeichen von Stress-Übersäuerung oder Entzündungen, derzeit zusätzlich fast in jedem Bluts-Tropfen Fasern der Maske“. Fast in jedem Bluts-Tropfen Fasern der Maske! Die starke Gifte und gesundheitsschädliche Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Antimon enthalten…. Eine neue Studie von Gabriel Enrique De-la-Torre, et al mit dem Titel: Investigating the current status of COVID-19 related plastics and their potential impact on human health (Untersuchung des aktuellen Status von COVID-19 verwandten Kunststoffen und ihrer möglichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit) befasst sich mit dem Schaden, den die Verwendung von Plastik für Masken und Schutzausrüstung verursacht. Die Pandemie hat zu einem beispiellosen Anstieg der Produktion und des Verbrauchs von Einwegkunststoffen (Single Use Plastic – SUP) geführt, einschließlich persönlicher Schutzausrüstung (PSA). PSA sind Kleidungsstücke, die den Benutzer vor Infektionskrankheiten wie SARS-CoV-2 schützen, und diese Artikel werden meist aus synthetischen SUP hergestellt, so die Studie. Der monatliche weltweite Verbrauch von Gesichtsmasken und Handschuhen beträgt 129 Milliarden bzw. 65 Milliarden. Dieser massive Verbrauch von Schutzausrüstung hat weltweit zu einer untragbaren Belastung für die herkömmliche Abfallwirtschaft geführt, was die Verschmutzung durch Plastik mit neuen Arten von Abfällen noch verschlimmert hat. Und weiter: Gesichtsmasken setzen Mikroplastik frei, das während des Gebrauchs direkt eingeatmet oder durch die Umwelt transportiert wird … sie können in mehrere Organe übergehen und möglicherweise schädliche und zytotoxische Wirkungen haben. Die Aufnahme von Mikroplastik durch den Menschen kann durch Verschlucken, Einatmen und Hautkontakt erfolgen. Das Einatmen ist der wichtigste biologische Eintragsweg für den Menschen. Prata et al. berichteten, dass die Beseitigung von angesammelten MP in der Lunge aufgrund der polymeren Strukturen und faserigen Morphologien der MP, die eine Lungenentzündung verursachen, schwierig ist. Darüber hinaus stellten Gasperi et al. die Theorie auf, dass faserige MP den Selbstreinigungsmechanismus der Lunge umgehen können, was zu zytotoxischen (zelltoxischen) Wirkungen im Atmungssystem führt. Es ist also höchste Zeit die Schädigung der Gesundheit durch Masken zu beenden. Ein epidemiologischer Nutzen konnte in seriös geführten Studien ohnehin nie nachgewiesen werden. Ebenso im Vergleich mit Ländern ohne Masken wie Schweden oder South Dakota. Langfristige Schäden für die Gesundheit und enorme Schäden für die Umwelt sind dagegen evident. Fehlender Nutzen von Masken – bekannte Tatsachen und neue Erkenntnisse Strafrechtliche Bewertung des Maskenzwangs Milliarden von Masken mit giftigen Bestandteilen: Supergau für die Umwelt Quelle: www.tkp.at
- Immer mehr Schlaganfälle
Woche für Woche nehmen die Schlaganfälle, die bei der WHO gemeldet werden, zu. Im Vergleich zum Mai 2021 ist die Zahl mittlerweile um 300 Prozent höher. Die Daten der WHO, die von der Universität Uppsala ausgewertet werden, zeigen eine deutliche Zunahme an Schlaganfällen. Der Anstieg ist so markant und anhaltend, dass ein Zusammenhang mit der Covid-Impfung angenommen werden darf. Zusammenhang zur Impfung Mitte Mai wurden noch weit unter 5.000 Fälle pro Woche gemeldet, seither geht es fast jede Woche bergauf. In der ersten Aprilwoche steht man mittlerweile bei knapp 20.000 Fällen. „Sciencefiles“, dass die Entwicklung bereits länger beobachtet. Sei drei Woche erfülle „die Anzahl der Meldungen unsere Kriterien, überproportionales Wachstum nach Standardisierung und von Woche zu Woche überproportionale Zunahme, so dass es als relativ sicher angesehen werden kann, dass COVID-19 Impfstoffe / Gentherapien Ursache nachfolgender Schlaganfälle sind.“ Daraus würde für sie folgen: „Unter normalen Umständen führt ein solcher Befund dazu, dass die COVID-19 Impfstoffe / Gentherapien aus dem Verkehr gezogen werden. Unter Lauterbach ist nichts normal.“ Lauterbach, erlebte gestern eine bittere Niederlage im Bundestag. Die Impfpflicht ist gescheitert. Er sagte aber bereits am Abend, dass er es bis zum Herbst „weiter versuchen“ werde, „eine Impfpflicht zu erreichen“. 3.500.000 Millionen Nebenwirkungen In der WHO nehmen die Meldungen über Nebenwirkungen nach der Impfung weiter zu. Mittlerweile sind mehr als 3.500.000 Millionen Meldungen bei der WHO eingegangen. In einer Woche kamen 40.920 Fälle dazu, mehr als die Hälfte, nämlich 21.086 sind Todesopfer. Bei der Datenbank werden „Verdachtsfälle“ erfasst, es ist also nicht gänzlich erwiesen, dass die Impfung die Ursache für den Tod ist. Besteht nun ein Zusammenhang zwischen den gehäuften Schlaganfällen und der Covid-Impfung? „Sciencefiles“ kommt mit dieser Methode zur Annahme, dass dem so ist: „Eine überproportionale Zunahme ist ein Indikator, der die Annahme einer Kausalität zwischen COVID-19 Impfung / Gentherapie und der entsprechenden Nebenwirkung in einem so hohen Ausmaß bestätigt, dass man kaum von etwas anderem als einer Kausalität ausgehen kann. Dass dem so ist, dafür sorgt die Methode, die wir anwenden. Wir standardisieren zunächst die speziellen Meldungen auf die Gesamtzahl der Meldungen und vergleichen das Ergebnis mit einem Erwartungswert, der sich einstellt, wenn man annimmt, dass COVID-19 Impfung / Gentherapie und gemeldete Nebenwirkung unabhängig voneinander sind. Ein überproportionales Wachstum fasst die Tatsache, dass eine spezielle Meldung, die z.B. Myokarditis zum Gegenstand hat, häufiger als erwartet erfolgt und dass diese Häufigkeit der Meldung im Zeitverlauf immer häufiger, die Abweichung zum Erwartungswert immer größer wird.“ „Sciencefiles“ gibt es seit 2011 und bezeichnet sich als „einem Blog, der sich als „rationaler Widerstand“ gegen die „Ideologisierung der Wissenschaft“. Der Blog falle aber selbst mit „verschwörungstheoretischen und wissenschaftsfeindlichen Inhalten“ auf, meint die „taz“ im Jahr 2019. Quelle: www.tkp.at